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Attentäter von Hebron lebte vor Kopfschuss noch

TEL AVIV, 05.04.2016 (FJ) – Nach der Autopsie des palästinensischen Attentäters ist sicher, dass dieser noch gelebt hat, als der israelische Soldat einen Kopfschuss auf ihn abfeuerte. „Die Autopsie belegt, dass die Wunde am Kopf tödlich war“, sagte der palästinensische Arzt Rayan al-Ali der Nachrichtenagentur AFP. Der Pathologe führte die Untersuchung des Palästinensers Abdel Fatta al-Sharif in Tel Aviv nicht selbst durch, war aber anwesend.

Ein israelischer Soldat hatte Ende März in Hebron einen auf dem Boden liegenden palästinensischen Attentäter mit einem Kopfschuss getötet. Das zeigt ein Video, das die israelische Menschenrechtsorganisation B‘Tselem veröffentlichte. Der Angreifer war zuvor mit einem Messer auf einen Soldaten losgegangen. Der zweite Attentäter war während des Angriffs erschossen worden.

Heftige Diskussion in Israel

Der Vorfall hat in Israel eine heftige Kontroverse ausgelöst. Israels Militär sprach von einem „schwerwiegenden Vorfall, der gegen die Werte der israelischen Armee verstößt“. Der Soldat sitzt seither in Haft, wurde aber noch nicht angeklagt. Es ist bislang ungeklärt, warum er auf Sharif schoss, als er einige Minuten nach dem Messerangriff am Ort des Geschehens eintraf. Die Staatsanwaltschaft gab anfangs bekannt, es handle sich um eine Morduntersuchung. Am Donnerstag erklärten sie aber, dass der Soldat voraussichtlich des Totschlags belastet wird.

Ein Militärgericht stellte sich gegen diese Entscheidung mit der Begründung, der Soldat würde nicht mit den Ermittlern kooperieren. „Der Soldat behauptete während der Ermittlungen mehrmals, dass der Terrorist versuchte, nach einem Messer zu greifen, das in seiner Nähe lag. Das Video zeigt eine andere Situation, in der das Messer in einiger Entfernung des Terroristen war und er in schlechter körperlicher Verfassung“, sagte die Chefin des Militärgerichts, Sharon Zagagi-Pinhas.

Familie prangert israelische Regierung an

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu bat die Familie des Soldaten, den Ermittlungen der Militärpolizei zu vertrauen. „Ich bin davon überzeugt, dass die Untersuchung sehr professionell und fair gegenüber ihrem Sohn vonstatten gehen wird“, sagte er dem Vater während eines Telefonats. Die Familie des Verhafteten prangerte die Darstellung der Medien an und sagte, dass die israelische Regierung den Soldaten zu schnell verurteilt hatte, ehe er überhaupt die Möglichkeit bekam, sich zu verteidigen.

Foto: Flash 90

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