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Vor Berufung in Knesset: Netanjahu rügt Rabbi Glick für Tempelberg-Besuch

JERUSALEM, 24.05.2016 (FJ) – Rabbi Jehuda Glick, ein bekannter Tempelberg-Aktivist aus Jerusalem, setzt sich dafür ein, dass auch Juden offiziell an der heiligen Stätte beten dürfen. Nun besuchte er das „Pulverfass der Religionen“ am Montag nur wenige Stunden, bevor er zum Abgeordneten der Knesset vereidigt werden sollte – sehr zum Missfallen von Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Letzterer hatte seinen Abgeordneten nämlich wegen der anhaltenden Unruhen offiziell untersagt, den Tempelberg zu besuchen.

Der rechtsgerichtete Rabbi Jehuda Glick, der Ende 2014 bei einem Attentat durch einen Palästinenser lebensgefährlich verletzt wurde, wurde dennoch am selben Tag als Likud-Abgeordneter vereidigt. Der Regierungschef machte allerdings deutlich klar, dass er Glicks Handeln nicht gut heißen könne: „Das ist das letzte Mal, dass Sie so etwas unter meiner Führung tun“, erklärte Netanjahu. Glick wiederum schien überrascht: „Was habe ich getan? Bereits heute Morgen rief ich in den USA den Minister für innere Sicherheit Erdan an und habe ihm über die ganze Sache hier berichtet“, entgegnete Glick Netanjahu.

Der Rücktritt von Verteidigungsminister Moshe Ya’alon war es, der den Weg für Glick in die Knesset frei machte. Er sieht sich selbst als Anwalt für die Juden, denen das Beten auf dem Tempelberg untersagt ist. Als er die heilige Stätte am Montag verließ, dankte Glick den Sicherheitsbeamten, die ihn während seines Besuches begleitet hatten und sagte: „Ich habe keine Ahnung, wann ich wieder hier her zurückkehren kann“.

Tempelberg ist „Ort des Friedens“ für Glick

„Für mich stellt alles, was ich tue, eine friedliche Handlung dar, genau wie dieser Ort hier ein Ort des Friedens ist. Ich hoffe, dass es den Menschen in Erinnerung bleibt, dass Frieden der Name Gottes ist. Alles, was ich tue, tue ich für das Land und sein Volk und für Jerusalem. Eine Stadt, die durch Frieden angetrieben wird“, so der Rabbi. „Ich hoffe, dass sich Licht, Güte, Segen und Frieden überall an diesem Ort hier und auf der ganzen Erde durchsetzen“, fügte er noch hinzu.

Glick will ein „Teamplayer“ sein

Noch am Wochenende hatte der in den USA geborene Glick in den hebräischen Medien erklärt, dass er nicht die Absicht habe, Netanjahus Tempelberg-Verbot zu brechen. „Mit meinem Eintritt in die Politik bin ich ab sofort ein Teamplayer und kein Einzelkämpfer mehr“, so Glick.

Der rechtsorientierte Rabbiner wird von den Palästinensern verabscheut, die jede jüdische Präsenz auf dem Tempelberg in der Jerusalemer Altstadt als Provokation sehen. Sowohl für Juden als auch für Moslems ist der Tempelberg eine heilige Stätte – das führt immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, Provokationen und Spannungen. Glick wünscht sich, dass der „Tempelberg ein Haus für alle Völker wird. Die, die Auseinandersetzungen wollen, sollten nicht da sein“.

Einsatz für den Tempelberg auch in der Politik

Glick lehnt einen palästinensischen Staat ab, plädiert für eine Ein-Staaten-Lösung und ist dafür, „Arabern, die sich sich von hier wegbewegen möchten, ermutigende Optionen in Aussicht zu stellen“. Auch in der Knesset will er von nun an dafür eintreten, dass Juden auf dem Tempelberg beten dürfen. „Ich werde mein Bestes tun, um die Situation auf dem Tempelberg zu ändern“, zeigte der Rabbi seine Ziele auf.

Foto: Flash90 / Miriam Alster

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