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Ultraorthodoxe hetzen jüdische Bibelschüler gegen die Armee auf

JERUSALEM, 22.06.2016 (FJ) – Eine neue Propagandabroschüre von Ultraorthodoxen vergleicht die Einziehung in die israelische Armee mit den Aussortierungen der Nazis in Auschwitz. Die Broschüre hetzt gegen die Wehrpflicht von jüdischen Bibelschülern in der Armee und wirft den Soldaten vor, die Schüler wie „ein Pfund Fleisch“ haben zu wollen.

Die Erklärungen und Behauptungen in dem Heft, das in den vergangenen Tagen öffentlich wurde, sind die extremsten, die bislang von radikalen Ultraorthodoxen publiziert wurden. Schon des Öfteren wurden bösartige Materialien produziert, um gegen den Dienst der israelischen Armee zu hetzen, jedoch nie in diesem Ausmaß.

Broschüre als Handbuch für Bibelschüler

Die Broschüre ist als Handbuch für diejenigen ultraorthodoxen Bibelschüler gedacht, die zum Wehrdienst einberufen werden. Es soll ihnen gezeigt werden, wie sie sich in diesem Fall zu verhalten haben.

Alle jüdischen Männer, darunter auch Bibelschüler, erhalten die Anweisung, bei einem Büro der Armee zur Antragsprüfung und Musterung zu erscheinen. Die große Mehrheit der jüdischen Schüler, die sich dort einfindet, erhalten anschließend aber einen Aufschub ihres Militärdienstes.

„Denkt in erster Linie daran, dass ihr unter Menschen seid, die Schlechtes für euch wollen“, heißt es in der Broschüre, die am Dienstag von der Nachrichtenwebsite Ynet veröffentlicht wurde. Die Armee wolle die Schüler nicht als Menschen, sondern als „Pfund Fleisch“ und wäre geistig und physisch schlecht für die jungen Leute. „Die Menschen dort im Rekrutierungsbüro sind keine Fliegen, denn das wäre ein Kompliment für sie. Sie sind nichts, […] nicht einmal stinkige Madenfliegen“, hetzt die Broschüre mit Bildern von Fliegen und Müllbergen.

Bibelschüler sollten laut der Broschüre keine Menschen mit Gewehren sehen oder über Panzer und militärische Flugzeuge nachdenken.

Vergleich mit Nationalsozialisten

„In der kommenden Stunde [im Rekrutierungsbüro] werden sie jedes Lächeln, jeden Satz von dir untersuchen, um dir ein fatales Ergebnis auszustellen, ähnlich wie bei den „Prüfungen“ vor den Toren der Vernichtungslager in Auschwitz, wo sie den Zustand jedes Jugendlichen untersucht hatten und selbst die kleinsten Dinge konnten das Todesschicksal festlegen“, heißt es in dem Heft.

„Es gibt keinen Zweifel daran, dass das eine radikale Außenseitergruppe ist, die nicht die Mehrheit der ultraorthodoxen Gesellschaft darstellt“, reagierte Knesset-Mitglied Yaakov Peri. „Wir müssen diese Hetze und diese Verwendung rassistischer Ausdrücke kompromisslos stoppen“.

Radikale der ultraorthodoxen Gemeinschaft haben in den vergangenen Jahren eine giftige Hetzkampagne gegen ultraorthodoxe Offiziere und die Rekrutierung von Ultraorthodoxen geführt.

 

 

Foto: Flash90/Yonatan Sindel (Ultraorthodoxe Juden protestieren gegen die Einziehung von Bibelschülern in die Armee, 2014)

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