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Erdogan nennt Israel „barbarisch“

JERUSALEM, 22.11.2016 (FJ) – Eine Woche, nachdem Israel und die Türkei ihre diplomatischen Beziehungen wieder vollständig aufgenommen haben, hat sich der türkische Präsident Tayyip Erdogan in einem Interview alles andere als versöhnlich gezeigt. Er weigerte sich unter anderem, von seinen früheren Kommentaren Abstand zu nehmen, in denen er Israels Handlungen in Gaza 2014 mit NS-Verbrechen verglichen hatte.

In einem Interview mit Israels Fernsehsender Kanal 2 wurde Erdogan gefragt, ob er jene Bemerkungen mittlerweile bereue. Die erhoffte Reaktion blieb aus: „Ich bin nicht mit dem einverstanden, was Hitler getan hat und ich bin nicht mit dem einverstanden, was Israel in Gaza getan hat“, erwiderte der türkische Präsident. Er distanzierte sich nicht von seinen früheren Kommentaren, in denen Ähnlichkeiten sah zwischen der systematischen Ermordung von mehr als sechs Millionen Juden durch die Nationalsozialisten und den palästinensischen Todeszahlen in der israelischen Militäroperation „Starker Fels“ (rund 2000).

Sich zu fragen, wer barbarischer ist, macht keinen Sinn“

Sein Fazit war ein harscher Schlag gegen Israel: „Es macht keinen Sinn, zu vergleichen und sich zu fragen, wer barbarischer ist“. Israel habe tausende Menschen in „Gaza und Palästina“ getötet, so Erdogan, und wiederholte, was er einst schon zu Schimon Peres sagte: „Ihr wisst sehr gut, wie man tötet“.

Im Bezug auf die Hamas erklärte der türkische Präsident im Interview, dass er nicht glaube, dass es sich dabei um eine terroristische Organisation handle. Stattdessen sei die Hamas eine „politische Bewegung, die aus der nationalen Wiederauferstehung entstanden“ sei. Er selbst treffe sich sehr oft mit der Hamas, sei „in der Hinsicht sehr offen“. Erdogans wichtigster Wunsch sei Frieden für die Region.

Mavi Marmara-Vorfall: „Alles Lügen“

Das Interview mit der Journalistin Ilana Dayan nahm teilweise angriffslustige Töne an, besonders als es den tödlichen „Mavi Marmara“-Zwischenfall aus dem Jahr 2010 ging. Damals brachen die einst engen diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und der Türkei ab. Bei der Erstürmung des Hilfsschiffes „Mavi Marmara“ durch das israelische Militär waren zehn propalästinensische türkische Aktivisten ums Leben gekommen. Trotz Warnungen hatte das Schiff versucht, die Seeblockade des Gazastreifens zu durchbrechen.

Während die israelische Armee erklärt hatte, dass sie in Selbstverteidigung gehandelt habe, hat die Türkei Israel wegen Kriegsverbrechen angeklagt. Im Interview bezeichnete Erdogan die „Behauptungen des israelischen Kommandotrupps“ als „komplette Lügen“. „So etwas kann man nicht glauben. Wir haben Dokumente, die das Gegenteil beweisen“, so Erdogan.

„Ich habe alles gesehen. Wenn Sie denken, sie können Recep Tayyip Erdogan in eine Ecke drängen, haben Sie sich geirrt“, erwiderte der türkische Präsident scharf gegenüber der Journalistin. Das israelische Militär hatte nach dem Vorfall Videos veröffentlicht, die zeigen, wie israelische Marine-Soldaten auf der Mavi Marmara mit Stangen geschlagen und von Bord geworfen werden.

 

 

Foto: Screenshot Channel 2

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