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Über 10.000 Ultraorthodoxe demonstrieren gegen Wehrpflicht

JERUSALEM, 29.03.2017 (FJ) – Mehr als 10.000 ultraorthodoxe Juden haben am Dienstagnachmittag in Jerusalem gegen Vorgaben für die Wehrpflicht demonstriert. Auslöser für die Proteste war die jüngste Festnahme des Sohns eines Rabbiners, der sich nicht bei der Rekrutierungsstelle gemeldet hatte.

Strenggläubige Juden, die in einer Jeshiva (Religionsschule) lernen wollen, sind in Israel von der Wehrpflicht befreit. Dennoch müssen sie sich zuvor bei den Behörden gemeldet haben. In der Jeshiva werden sie auch finanziell vom Staat unterstützt.

„Wir haben den Pharao und die Inquisition in Spanien überstanden, wir haben Hitler überlebt, wir werden auch euch überstehen“, riefen die Demonstranten. Man hatte extra Busse organisiert, die tausende Demonstranten nach Jerusalem brachten. Sie hielten Plakate in die Höhe, auf denen ein Bild von Verteidigungsminister Avigdor Lieberman neben Diktatoren wie Saddam Hussein und Kim Jong-un zu sehen war.

Ultraorthodoxe sehen ihren Dienst für Israel in religiösen Studien und Gebeten. Sie fürchten, dass eine Eingliederung in die Armee ihren frommen Lebensstil bedrohen könnte. Die Ausnahme von der Wehrpflicht für strenggläubige Juden wurde nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen. Sie sollte sicherstellen, dass einige hundert Studenten das zerstörte jüdische Bildungssystem wieder aufbauen. Inzwischen sind aber deutlich mehr Ultraorthodoxe vom Wehrdienst befreit.

Missbrauchsskandal sorgt in Israel für Entsetzen

Die ultraorthodoxe Gemeinschaft ist auch wegen eines anderen Themas in der vergangenen Woche dauerhaft in die Medien geraten. Laut Angaben der Polizei wurden 22 strenggläubige Juden festgenommen, die über einen Zeitraum von zwei Jahren zahlreiche Kinder, Jugendliche und Frauen sexuell missbraucht haben sollen. Der Fall löste in ganz Israel Entsetzen aus.

In ihren Gemeinden sollen die Taten schon lange bekannt gewesen sein, aber nichts sollte an die Öffentlichkeit geraten. Bei den Festnahmen in vier verschiedenen Städten kam es zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Gemeindemitgliedern. Die Verdächtigen im Alter von 20 bis 60 Jahren sollen derzeit verhört und dann gegebenenfalls vor Gericht gestellt werden.

 

Foto: Flash90/Yonatan Sindel

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