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Proteste gegen Gay-Pride-Parade in Jerusalem

JERUSALEM, 03.08.2017 (TM) – Begleitet von Protesten konservativer jüdischer Gruppen, sind am Abend mehr als 14.000 Teilnehmer der schwul-lesbischen Gay-Pride-Parade durch Jerusalem gezogen. Etwa 2000 Polizisten schützten die Umzugsteilnehmer. Aryeh Stern (72), einer der beiden Oberrabbiner Israels, kritisierte die Parade: „Sie widerspricht der Heiligkeit Jerusalems, die so wichtig für uns ist.“ Er verurteilte gleichzeitig jegliche Form von Gewalt gegen die Teilnehmer.

Der Marsch steht in diesem Jahr unter dem Motto „LGBT und Religion“. LGBT steht für „Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender“, also Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender. Die Veranstalter setzten sich beim mittlerweile 16. Marsch durch Jerusalem mit dem Thema Religion auseinander. Die rechtsorientierte Bewegung „Lehava“ rief zu einer Gegendemonstration auf. Ihr Slogan: „Jerusalem ist nicht Sodom. Gebt Ihnen keine Kinder.“ Damit wandten sich die strenggläubigen Juden gegen das geforderte Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare. Die israelische Regierung hatte dies kürzlich mit Blick auf die Entwicklung der Kinder in Frage gestellt. Dafür war sie von LGBT-Vertretern scharf kritisiert worden.

Mord mit Küchenmesser

Vor zwei Jahren hatte der Ultraorthodoxe Aktivist Yishai Schissel während der Parade die 16 Jahre alte Shira Banki mit einem Küchenmesser erstochen und sechs weitere Menschen verletzt. Er hatte ein handgeschriebenes Manifest dabei, in dem er den Umzug als „schändlich“ und „gotteslästerlich“ bezeichnete. Ein Jerusalemer Gericht verurteilte den Extremisten zu lebenslanger Haft. Die Polizei geriet damals wegen ungenügender Sicherheitsmaßnahmen in die Kritik. Die Paradenteilnehmer legten heute am Tatort Blumen nieder.

In diesem Jahr haben die Ordnungshüter ihre Aktivitäten nochmals verstärkt. Der „Lehava“-Bewegung wurde vorgeschrieben, dass sie mit höchstens 100 Gegendemonstranten nur außerhalb der Paradestrecke aufmarschieren darf. Rund 50 bekannte Kritiker der Homsexuellen-Bewegung haben in den vergangenen Tagen von der Polizei Warnanrufe bekommen. Sie wurden aufgefordert, sich von der Gay-Pride-Parade fernzuhalten.

Festnahme nach Facebook-Hetze

Festgenommen wurde heute ein 33 Jahre alter Mann aus Zentralisrael, der auf Facebook Drohungen gegen die Teilnehmer der Parade gepostet hatte. Nach einer Befragung durch die Polizei ordnete ein Gericht an, dass er Jerusalem heute nicht mehr betreten darf. Im Laufe des Abends gab es nach Polizeiangaben zwölf weitere Festnahmen. Einer der Verhafteten trug angeblich ein Messer bei sich.

Der Besuch der „Heiligen Stadt“ war am Abend problematisch: Die Sperrung mehrerer Hauptstraßen im Stadtzentrum sorgten für ein großes Verkehrschaos. Im Unabhängigkeitspark, dem Endpunkt der Gay-Pride-Parade, fand es ein großes Musikfest statt.

Foto: Yonatan Sindel (Flash 90)

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