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Deutsch-israelischer Künstler konfrontiert Twitter mit Hassbotschaften

HAMBURG / JERUSALEM, 09.08.2017 (TM) – Der deutsch-israelische Schriftsteller und Satiriker Shahak Schapira hat zahlreiche Hass-Tweets auf die Straße vor dem Twitter-Hauptquartier in Hamburg gesprüht. Der Kurznachrichtendienst hatte die teils menschenverachtenden Botschaften zuvor nicht gelöscht, obwohl es Beschwerden von Schapira gab. Selbst Tweets wie „Lasst uns die Juden vergasen“ oder „Juden – Abschaum“ seien nicht beanstandet worden, beklagt der Aktionskünstler. Seine Aktion erregt auch in Israel Aufsehen und macht Schlagzeilen.

Nach Deutschland eingewandert

Shahak Schapira wurde 1988 in Petah Tikwa geboren. Er ist der Enkel von Amitzur Schapira, dem Trainer der israelischen Leichtathleten, der von palästinensischen Terroristen beim Anschlag auf die Olympischen Spiele 1972 in München ermordet wurde. Im Alter von 14 Jahren emigrierte Schapira nach Deutschland. Mit Schriften und Aktionen gegen Antisemitismus wurde er einem großen Publikum bekannt.

„Dreckspack!!“, „Nigger sind eine Plage für unsere Gesellschaft“, „Judenschwein“ – derartige Tweets hatte der Aktionskünstler auf dem Kurznachrichtenkanal Twitter entdeckt. „Dinge, die niemand sagen und die niemand lesen sollte.“ Rund 300 Hasskommentare meldete er Twitter, weitere 150 entdeckte er auf Facebook und meldete auch diese. Die Reaktionen seien sehr unterschiedlich ausgefallen: Facebook habe 80 Prozent der Hassbotschaften innerhalb von drei Tagen gelöscht. Ganz anders sah das Ergebnis bei Twitter aus: Auf seine 300 Beschwerden habe er innerhalb von sechs Monaten ganze neun Antworten bekommen – und die hätten ausgesagt, dass kein Verstoß gegen die Twitter-Regeln vorliegt. „Ich habe keine einzige E-Mail bekommen, dass ein Tweet entfernt wurde“, beklagt der Künstler.

Tweets vor Zentrale gesprüht

Schapira entschloss sich daraufhin zu seiner spektakulären Aktion: „Wenn Twitter mich zwingt, diese Dinge zu sehen, dann müssen sie es auch zu sehen bekommen.“ Er suchte sich 30 Hass-Tweets aus und sprühte zusammen mit Freunden deren Inhalt am Bahnhof Hamburg-Altona vor den Eingang zur deutschen Twitter-Zentrale.

In den sozialen Medien bekam der Künstler viel Zuspruch. Kritiker warfen ihm hingegen Vandalismus vor. Dabei hatte er die Tweets mit einer wasserlöslichen Farbe aufgesprüht, die sich einfach entfernen lies. Von Twitter gab es keine klare Stellungnahme. Aus Datenschutz- und Sicherheitsgründen äußere man sich nicht zu einzelnen Nutzeraccounts, hieß es.

Foto: Shahak Schapira mit einem der Hass-Tweets. Bild: Screenshot

Hier das Video zu der Schapira-Aktion gegen Hass-Tweets:

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