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„Ein mächtiges Geschenk“: Tagebuch von ermordetem Teenager gefunden

HEBRON/JERUSALEM, 06.10.2017 (FJ) – Im Juni 2014 schockiert eine grausame Meldung die ganze Welt, löst eine Spirale der Gewalt aus und lässt die Menschen in Israel zusammenrücken: Am Abend des 12. Juni steigen drei Yeshiva-Studenten an der Gush-Etzion-Kreuzung in ein Auto ein – per Anhalter sind sie zu ihren Familien unterwegs. Die Jugendlichen werden daraufhin nie mehr lebend gesehen.

Mehr als zwei Wochen werden die Entführten vermisst, bis ihre Leichen unter einem Steinhaufen auf einem Feld in der Nähe von Hebron gefunden werden. Sie waren direkt nach ihrer Entführung getötet worden. Zwei Monate später werden die Entführer – zwei Palästinenser der Hamas – bei einem Schusswechsel mit dem israelischen Militär erschossen.

Einer der ermordeten israelischen Jugendlichen ist Gilad Shaer. Er ist gerade 16 Jahre alt, als ihn seine Eltern Ofir und Bat-Galim beerdigen müssen. Sie haben ihren Sohn verloren – doch zehn Monate später kehrt er auf besondere Weise zurück.

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Gilad Shaer mit seiner Mutter Bat-Galim

Ich zitterte stundenlang“

Es sind unerwartete Nachrichten: Die Polizei rief ein knappes Jahr nach der Beerdigung von Gilad an. Es seien persönliche Gegenstände im Auto der Entführer gefunden worden. Ein Wunder, denn die beiden Palästinenser hatten das Fahrzeug nach dem Kidnapping angezündet, bis es lichterloh brannte. Doch etwas hatte die Flammen überlebt: Gilads Tagebuch, geschrieben in den letzten Monaten seines Lebens. Seine Mutter Bat-Galim wusste bis dahin nicht einmal, dass ein solches Buch existierte. „Ich zitterte noch stundenlang, nachdem die Polizisten gegangen waren.“

Mehr als drei Jahre nach der Entführung werden jetzt Auszüge aus dem Tagebuch des 16-Jährigen veröffentlicht – als Teil eines Buches von Bat-Galim mit dem Titel „What Will The Day Bring – A Mother‘s Longing“ („Was der Tag bringen wird – die Sehnsucht einer Mutter“). Was das Tagebuch zeigt: Gilad war ein ernsthafter, selbstbewusster junger Mann, der mit Gott und seiner Gemeinde verbunden war und nach der Bedeutung seines Namens leben wollte, der auf Hebräisch „ewiges Glück“ bedeutet.

Mehrere Wochen hat Bat-Galim mit forensischen Experten daran gearbeitet, die Seiten zu entschlüsseln. Ein paar Teile konnten nicht entziffert werden, aber „was wir bekamen, war ein sehr bedeutungsvolles und mächtiges Geschenk“, zeigt sich Gilads Mutter dankbar. Es sei, als würde der verlorene Sohn durch diese Zeilen mit ihr sprechen. „Es half mir, das furchtbare Gefühl des Verlustes zu verarbeiten. Es hat mir geholfen, mich mit Gilad zu verbinden.“ In ihrem Buch dokumentiert sie die Jahre, die seit dem schrecklichsten Tag ihres Lebens vergangen sind.

Die Botschaft einer trauernden Mutter

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Das Buch “Was der Tag bringen wird”

 

„Was der Tag bringen wird“ hat einen Rekord bei den israelischen Lesern erzielt. Es ist bereits auf Platz zwei der Sachbuch-Bestseller-Liste: die authentische Darstellung einer gottesfürchtigen Frau mit mehreren Botschaften versehen. Es geht um die Widerstandsfähigkeit in Zeiten der Not, um die grundlegende Güte des Menschen und die Bedeutung der sozialen und nationalen Solidarität.

„Während dieser 18 Tage [als die Jugendlichen vermisst wurden] war die Gesellschaft besser und toleranter. Die Menschen zeigten ihre Güte. Es sollte unsere Mission sein, vereint zu sein und unsere Unterschiede zu respektieren – nicht erst, wenn uns eine Krise zusammenrücken lässt.“ Die Botschaft einer Frau, die unendliches Leid erlebt hat und trotzdem an ihrem Glauben festhält.

 

Fotos: privat

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