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Alex Anski: „Jesus, das bin ich“

von Ulrich W. Sahm

JERUSALEM, 10.10.2017 – Der bekannte israelische Schauspieler und Filmemacher Alex Anski hat am Sonntagabend in einer Reportage im Ersten Kanal des israelischen Fernsehens das seit 45 Jahren streng gehütete Familiengeheimnis gelüftet: „Ich bin Jesus.“

Das ist keine Blasphemie. Sein Vater, Eliezer Anski, war Schauspieler und vielgeachteter Mosaikkünstler. Unmittelbar nach der Eroberung von Ost-Jerusalem und der Altstadt mitsamt ihren Heiligen Stätten, erhielt Eliezer von den Armeniern den Auftrag, ein großes Mosaik an einer hohen Wand in der Grabeskirche zu schaffen. Monatelang zerschlug er Millionen bunte Steine, um sie an der Wand in das Mosaik einzufügen. Als er sich daranmachte, das nach unten gesenkte Haupt des Gekreuzigten zu gestalten, rief der Mosaikkünstler seinen Sohn. „Stell dich mal da unten hin, dreh Deinen Kopf nach rechts und dann nach links.“ So stand er junge Alex seinem Vater Modell, als der das Gesicht Jesu schuf. Im Gegensatz zu anderen christlichen Gemeinschaften in der von sechs Kirchen geteilten Grabeskirche haben die Armenier keine Berührungsängste mit Juden. In der Kreuzfindungskapelle, die ebenfalls den Armeniern gehört, hat ein anderer jüdisch-israelischer Mosaikkünstler das große Bodenmosaik geschaffen.

Geheimnis gelüftet
Forscher erkunden seit Jahrzehnten, wer denn die berühmte Mona Lisa war, das Modell für den David von Michelangelo oder Leonardo Da Vincis Jesus bei der Darstellung des Letzen Abendmahls in Milano. Im Falle der Kreuzigungsdarstellung in der Grabeskirche ist das Geheimnis jetzt gelüftet worden. „Ich war damals 33, genauso alt wie Jesus, als er ans Kreuz genagelt wurde“, erzählt Anski in die Kamera, setzt sich eine Dornenkrone auf und breitet die Arme aus. „Ich arbeitete damals als Radio-Moderator beim Armee-Rundfunk und war ziemlich bekannt in Israel“, sagt er. Anski hat sogar einen alten 8mm Film gefunden, in dem sein Vater dokumentiert wurde, wie er an dem Mosaik arbeitete. Bei der Einweihung sei kein einziger Journalist dabei gewesen und nicht einmal der damalige Bürgermeister von Jerusalem, Teddy Kollek. Als Anski dem Bürgermeister erzählte, als gekreuzigter Jesus an einer Wand in der Grabeskirche zu hängen, habe Kollek belustigt den Finger erhoben. Doch sonst habe niemand erfahren, was es mit dem Jesus in der Grabeskirche auf sich habe.

Anski erzählte bei der Gelegenheit, dass seine Mutter, die Ehefrau des Mosaikkünstlers, vorgeschlagen habe: „Willst Du mich nicht als Vorbild für die Maria nehmen?“

Nicht durch Menschenhand geschaffen
Der junge Anski empfahl seinem Vater, das Werk zu signieren. Empört reagierte der: „Nein, das geht nicht. Das ist bei solchen Meisterwerken unüblich. Weder die Mona Lisa noch der David in Florenz sind signiert. Bei heiligen Werken gilt, dass nicht Menschen sie geschaffen haben, sondern, dass sie sozusagen vom Himmel gefallen sind.“ Der junge Anski empfahl seinem Vater dann, doch dreimal das Hebräische Alef, die Initialen seines Vaters, zwischen die Schädel unter dem Kreuz Jesu versteckt einzufügen und dann wieder zu überdecken.

Alex Anski kann stolz sein, dass buchstäblich jeder Pilger und Besucher der heiligsten Stätte der Christenheit an dem Mosaik mit seiner Abbildung vorbeiläuft. Es befindet sich zwischen dem Salbungsstein im Eingangsbereich und dem frisch renovierten Grab Jesu.

Foto: Das Mosaik in der Grabeskirche / Ulrich W. Sahm

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