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Zehntausende gedenken des Mordes an Rabin

TEL AVIV, 06.11.2017 (FJ) – Zehntausende Israelis haben in Tel Aviv dem vor 22 Jahren ermordeten Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin gedacht. Die riesige Gedenkveranstaltung stand unter dem Motto „Erinnert Euch, wir sind ein Volk“.

Die Veranstalter sprachen von rund 75.000 Teilnehmern bei der Kundgebung auf dem Rabin-Platz im Zentrum Tel Avivs. Es ist jener Ort, an dem vor 22 Jahren der Mordanschlag auf den Friedensnobelpreisträger Rabin stattgefunden hat.

Am 4. November 1995 hatten sich auf dem Platz der Könige in Tel Aviv rund 150.000 Menschen eingefunden, um für Frieden im Nahen Osten einzutreten. Sie forderten Zugeständnisse an die Palästinenser, um den Nahostkonflikt zu entschärfen. Auf der Bühne stand neben den Angehörigen verschiedener Friedensinitiativen fast das gesamte israelische Kabinett, mit Ministerpräsident Rabin sowie seinem Außenminister Schimon Peres an der Spitze. Mit dem „Lied für den Frieden“, der Hymne der israelischen Friedensbewegung, endete das Programm. Auf dem Weg zu seinem Wagen wurde auf Yitzhak Rabin geschossen. Ein jüdischer Fanatiker hatte sich angeschlichen und die Schüsse abgegeben. Rabin starb kurz darauf im Krankenhaus.

Gedenkkerze für Yitzhak Rabin

Gedenkkerze für Yitzhak Rabin

Verärgerung beim linken Flügel

Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren, wo Fahnen der Arbeiterpartei aufgehängt waren, sollte die Gedenkveranstaltung bewusst unpolitisch gehalten werden. Sprecher aus allen Bereichen der israelischen Gesellschaft hielten Reden, darunter Autoren, Einwohner, Siedlungsbewohner und Aktivisten. Mehrere israelische Sänger traten bei der Veranstaltung auf.

Die Entscheidung, politische Statements zu vermeiden, genauso wie die Entscheidung, national-religiöse Persönlichkeiten bei der Kundgebung sprechen zu lassen, verärgerte viele Anhänger des linken Flügels. Sie forderten, die Veranstaltung solle nur für diejenigen sein, die zum „Friedenslager“ gehören. „Rabin wurde ermordet, weil er den Weg des Friedens ging und weil der Mörder den Friedensprozess stoppen wollte“, betonte der Vorsitzende der Arbeiterpartei, Avi Gabai. Dies dürfe nicht vertuscht werden.

Bewusst unpolitische Veranstaltung

Die Organisatoren erklärten ihre Vorgehensweise damit, dass Menschen aus allen Richtungen – dem rechten Flügel, Siedler und Ultraorthodoxe – zusammen kommen sollten. „Wir glauben und hoffen, dass wir neben dem Gedenken an den Premierminister Yitzhak Rabin es schaffen werden, trotz aller Differenzen das zu finden, was uns vereint, anstatt das, was uns trennt“, heißt es in einer Erklärung der Veranstalter.

Einige der Redner wurden mit Buh-Rufen empfangen, darunter auch der Gemeindevorsitzende von Efrat, Oded Ravivi. „Wir müssen uns fragen, wie wir Einheit bewahren und die Trennung in verschiedene Lager in einer Gesellschaft vermeiden, wo Menschen unterschiedliche Meinungen vertreten. Einheit bedeutet eigentlich die Fähigkeit, sich trotz Auseinandersetzungen zu treffen, sich zuzuhören und zu überzeugen. Wenn wir Frieden wollen, sollten wir uns auf halbem Weg begegnen“, erklärte Ravivi. Trotz dieser Worte waren Buh-Rufe zu hören und Schilder gegen die „Besatzung“ wurden in die Höhe gehalten.

Foto: Flash90/Miriam Alster, Yonatan Sindel

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