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Streit wegen Bauarbeiten an Eisenbahn während des Schabbats

JERUSALEM, 23.11.2017 (FJ) – Die Bauarbeiten an der Eisenbahn während des Schabbats spalten die ultra-orthodoxen Parteien und gefährden die Regierungskoalition. Gesundheitsminister Yaakov Litzman droht gar mit einem Rücktritt. Er werde seine Arbeit als Minister niederlegen, wenn Israel Railways wie angekündigt Bauarbeiten auf der Strecke Dimon-Negevwüste während des jüdischen Ruhetages durchführe.

Allerdings machte er kurz darauf einen Rückzieher: Sofern für die Arbeiten nur Nicht-Juden eingesetzt würden, werde er im Amt bleiben. Israel Railways erklärte, für die Bauarbeiten würden mehr als 100 Ingenieure und Techniker benötigt – darunter Nicht-Juden und Juden. Würde nicht am Schabbat gearbeitet, müsste der Zugverkehr werktags mehrfach einen ganzen Tag lang eingestellt werden, um die Arbeiten erledigen zu können, so die israelische Eisenbahngesellschaft. Das würde Tausende Pendler treffen.

Streit in der Regierungskoalition

Rückendeckung erhält Litzman von Parteikollegen. Einige Abgeordnete der „United Torah Judaism“-Partei (UTJ) forderten, der jüdische Ruhetag solle in der Gesetzgebung tiefer verankert und damit geschützt werden. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und der Minister für Arbeit und Soziales, Haim Katz, trafen sich am Mittwochabend mit den Vorsitzenden der Parteien UTJ und Shas, um den Streit über die Arbeiten am Schabbat zu klären. Katz sagte, er sei zuversichtlich, eine vorübergehende Lösung finden zu können. Er präsentierte einen Gesetzentwurf, der die Verankerung der jüdischen Tradition im Gesetz vorsieht. Man sei sich einig, „dass alle Anstrengungen unternommen werden, um einen Weg zu finden, der den Schabbat schützt, ohne die Öffentlichkeit zu schädigen“, so Katz.

Ministerpräsident Netanjahu versucht, den streng orthodoxen Parteien in der Regierungskoalition entgegenzukommen. Allerdings lehnen Finanzminister Moshe Kahlon und andere Minister seiner eigenen Likud-Partei ein umfassendes Schabbat-Verbot für Handel und Infrastruktur ab.

Streit um Öffnungszeiten am Schabbat in Tel Aviv

Nicht nur die Bauarbeiten an der Eisenbahn haben den Zorn der ultraorthodoxen Parteien geweckt. Vergangene Woche verließ der UTJ-Abgeordnete Moshe Gafni während einer Abstimmung das Knesset-Plenum aus Protest, da seine Gesetzesvorlage zum Verbot von Ladenöffnungen am Schabbat nicht vorgebracht worden war.

In Israel liegt das öffentliche Leben am Schabbat brach. Von Freitagabend bis Samstagabend fahren in großen Teilen des Landes  weder Bus noch Bahn. Zudem haben die jüdischen Läden geschlossen.

Foto: Miriam Alster/Flash90

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