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Wird Leben mit aggressivem Krebs bald möglich sein?

TEL AVIV, 05.01.2018 (FJ) – Hoffnung für Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs. Das verspricht eine Studie der Universität Tel Aviv. Der Studie liegen Beobachtungen zugrunde, dass manche Patienten mit der meist tödlich verlaufende Krankheit länger überleben als andere. Die Ergebnisse lassen die Forscher hoffen, dass Therapieformen entwickelt werden könnten, die den aggressiven Krebs sowie andere Krebsarten, bekämpfen.

Aggressiver Krebs mit hoher Sterberate

Die kürzlich veröffentlichte Studie wurde von Prof. Ronit Satchi-Fainaro, Vorsitzende der Abteilung für Physiologie und Pharmakologie an der Sackler Fakultät für Medizin der Universität Tel Aviv, geleitet. „Trotz aller Behandlungen, die von der modernen Medizin angeboten werden, sterben etwa 75 Prozent aller Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs innerhalb von 12 Monaten nach der Diagnose, darunter sind viele, die innerhalb weniger Monate sterben“, sagte Satchi-Fainaro. Bauchspeicheldrüsenkrebs gehört zu den aggressivsten Krebserkrankungen, die heute bekannt sind. „Dennoch leben sieben Prozent der Patienten mehr als fünf Jahre mit der Diagnose. Wir wollten untersuchen, was diese Gruppe vom Rest der Patienten unterscheidet. Wir dachten, wenn wir verstehen könnten, wie manche Menschen mehrere Jahre mit dieser aggressiven Krankheit leben, könnten wir möglicherweise eine neue therapeutische Strategie entwickeln“, erklärte sie.

Schlechtes unterdrücken, Gutes fördern

Das Forschungsteam untersuchte Pankreaskrebszellen und entdeckte einen Zusammenhang zwischen einem Gen, das die Entwicklung von Krebs fördert, und einem Krebs unterdrückenden Stoff, einem Protein, das den Zellzyklus kontrolliert. Während bei Krebszellmodellen das Protein immer einen niedrigen Wert aufwies und das Gen einen hohen Pegel, waren die Werte bei den länger lebenden Patienten entgegengesetzt: Die Patienten hatten alle einen hohen Protein-Wert und einen niedrigen Wert des krebsfördernden Gens. Es wurden weitere Proben von Patienten der Universität Maryland, USA und dem Sheba Medical Center in Ramat Gan, Israel, analysiert. Alle zeigten das gleiche genomische Muster. „Dies gab uns ein klares Bild von den Zielen für die Therapieentwicklung“, beschrieb Satchi-Fainaro. „Die Idee ist, zu versuchen, die Pankreaszellen so umzuerziehen, dass sie das Gen hemmen und dem Protein helfen, sich zu entfalten,“ mit dem Ziel, die Entwicklung der Krankheit zu verzögern und das Leben von erkrankten Patienten zu verlängern.

Taxi“ mit wichtigen Passagieren

In einer zweiten Phase entwickelten die Forscher ein Nanopartikel, das genetisches Material an einen Tumor abgeben kann, ohne dass es zu Beschädigungen des umliegenden gesunden Gewebes kommt. „Wir haben den Nanotransporter so konstruiert, dass er zwei Passagiere befördert: Das Protein und eine kleine RNA [ eine Nukleinsäure] , die das krebsfördernde Gen zum Schweigen bringt. Das intelligente Nanopartikel weiß, wie man den Pankreaskrebs findet und eigenständig seine Ladung freigibt“, erklärte Satchi-Fainaro. Bei ersten Tests an Mäusen wirkte das Nanopartikel wie ein „Taxi“. Entgegengesetzt der herkömmlichen Therapiemethoden, die aufgrund hoher Medikamentengabe auch anderes, gesundes Gewebe zerstören, passierte das Nanopartikel den Körper und zielte sicher auf das Tumorgewebe. Sobald es „geparkt“ wurde, verursachte ein Enzym, welches ausschließlich im Pankreastumor vorhanden ist, eine biologische Zersetzung des Trägers, wodurch die Ladung an der richtigen Stelle freigesetzt werden konnte. Das Überleben der Mäuse wurde signifikant erhöht. Für die Medizin könnte das Ergebnis ein Meilenstein in der Krebsbekämpfung bedeuten. Tests an Menschen wurden bisher nicht durchgeführt.

Die Studie wurde von Europäischen Forschungsrat, dem Krebsforschungszentrum der Universität Tel Aviv und der „Israel Science Foundation“ finanziert.

 


Foto: Prof. Ronit Satchi-Fainaro in ihrem Labor
Quelle:
Sackler Fakultät für Medizin, Universität Tel Aviv

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