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Bischöfe haben „Israel und Palästina“ besucht

von Ulrich W. Sahm

JERUSALEM, 22.01.2018 (FJ) – Bischöfe, unter anderem aus Deutschland, haben „Israel und Palästina“ besucht. Der Mainzer Weihbischof Udo Bentz hat einen persönlichen Abschlussbericht bei der DBK (Deutsche Bischofskonferenz) veröffentlicht. Zu seinem Bericht habe ich einige Fragen und Anmerkungen als offenen Brief verfasst.

Sehr geehrter Weihbischof Bentz,

In Ihrer Abschlusserklärung erwähnen Sie Ihren Besuch in „Israel und Palästina“.

Was genau meinen Sie mit „Palästina“: jenes Territorium in den Landkarten alter Bibeln, dann bräuchten Sie nicht Israel separat erwähnen? Meinen Sie die Autonomiegebiete? Oder auch die von Israel kontrollierten Gebiete im Westjordanland, die die Palästinenser zwar beanspruchen, aber mangels Verhandlungen noch nicht überreicht bekommen haben? Und Ost-Jerusalem zählen Sie offensichtlich auch zu den „palästinensischen Gebieten“.

Der Begriff „palästinensische Gebiete“ ist zudem sehr diffus. Folgt man den Forderungen der Palästinenser, gehört auch Tel Aviv dazu. Wäre es da nicht sinnvoller, wenn Sie als hochrangiger Geistlicher die derzeitige Wirklichkeit korrekt ausformulieren?

Wer verbaut wessen Chancen?

„Im unbefangenen Umgang von christlichen und muslimischen Jugendlichen wurden die Früchte des katholischen Engagements für ein entspanntes Zusammenleben in einer multireligiösen Gesellschaft deutlich. Damit leisten die Schulen einen unverzichtbaren Beitrag zum Frieden“, erklären Sie.

Es ist mir neu, dass es einen Krieg zwischen Christen und Moslems gibt und dass diese sogenannten Schulen einen „unverzichtbaren Beitrag zum Frieden“ leisten. Ich dachte immer, dass es in Nahost einen Krieg zwischen Juden und Arabern gibt. Aber da Juden hier weder erwähnt noch betroffen sind, verstehe ich nicht, von welchem „Frieden“ Sie hier reden.

„Bei Begegnungen mit israelischen Studierenden an der Hebräischen Universität von Jerusalem und Schülern einer israelischen Oberschule diskutierten die Bischöfe Perspektiven und politische Fragen mit den Jugendlichen. Von beiden Seiten bin ich beeindruckt: dort die israelischen Studenten, denen viele Möglichkeiten offenstehen, ihre Träume zu verwirklichen; auf der anderen Seite in gleicher Weise motivierte palästinensische Jugendliche, denen oftmals aufgrund der politischen Situation Perspektiven verbaut sind.“

Hier wäre es hilfreich zu erfahren, ob Sie in der israelischen Oberschule mit Juden und Arabern gesprochen haben und ob es dort Jugendliche aus jüdischen, christlichen und muslimischen israelischen Familien gab. Es gibt ja sowohl israelische, als auch palästinensische Jugendliche aus christlichen und muslimischen Familien. Wie unterscheiden sich deren Perspektiven?

Schade, dass Sie nicht auch mit Palästinensern über die „politischen Perspektiven“ unter der Hamas und der Palästinensischen Autonomiebehörde diskutiert haben.

Welche Möglichkeiten sind den Palästinensern „verbaut“ und wer verbaut ihnen diese? Was genau stört an der „politischen Situation“?

Warum wandern Katholiken aus?

„Die einseitige Ankündigung von US-Präsident Donald Trump zur Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels und zur Verlegung der amerikanischen Botschaft war Thema der Begegnungen in Jerusalem. Die Gesprächspartner der Bischöfe zeigten sich durchgängig besorgt über die möglichen Folgen für das Zusammenleben in der Stadt. Daher halten die Bischöfe in ihrer Schlusserklärung fest: Für eine ganze Generation ist die Aussicht auf Frieden erneut in weite Ferne gerückt, durch moralisch und rechtlich inakzeptable Entscheidungen, darunter insbesondere der jüngste Affront gegen den international anerkannten Status Jerusalems, der sowohl für Christen als auch für Juden und Muslimen Heiligen Stadt.“

Ich tue mich schwer, Ihnen zu folgen. Haben Sie und die Bischöfe eigentlich die ganze Rede von Trump studiert und vielleicht bemerkt, dass er die Verlegung der Botschaft erneut erst einmal verschoben hat? Wieso ist das ein „Affront gegen den international anerkannten Status Jerusalems“? Wer hat wann welchen „internationalen Status“ Jerusalems anerkannt?

Zum Thema Gaza: „Die katholische Gemeinde dort besteht mittlerweile nur noch aus 137 Mitgliedern.“

Warum eigentlich? Wie viele waren es vorher? Warum und wohin sind die alle verschwunden? Haben Sie sich je die Frage gestellt, ob es einen Zusammenhang gibt, zwischen der Machtergreifung der Hamas und dem Verschwinden der Christen?

Sie schreiben abschließend: „Die Kirche steht hier mit ihrer weltweiten Erfahrung gerade bei der Bewältigung humanitärer Krisen und Notlagen als bewährter Partner zur Verfügung.“

Wie wollen Sie als Kirche erfolgreich vermitteln und helfen, Notlagen zu bewältigen, wenn Sie die Tatsachen auch mit Ihren Formulierungen derart auf den Kopf stellen und damit einen weiteren Keil zwischen die Konfliktparteien treiben?

 

Der ganzen Artikel des Weihbischofs Bentz:

http://www.dbk.de/presse/details/?presseid=3555&cHash=db55daa8856c034c2c6690ecf8e7e73c

 

Foto: Weihbischof Udo Bentz mit Christen in Gaza

Quelle: Facebook / Udo Bentz

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