zurück zu Aktuelles

Zahnfunde in Israel: Homo sapiens kam früher als gedacht

HAIFA, 27.01.2018 (FJ) – Acht Zähne und ein Unterkiefer: Israelische Wissenschaftler haben in einer Höhle im Karmelgebirge ein angeblich 180.000 Jahre altes menschliches Fossil gefunden, das Wiener Anthropologen als Homo sapiens (modernen Menschen) identifizierten.

Dieser Fund stellt alle bisherigen Vorstellungen über unsere Evolution in Frage und lässt an der lehrbuchmäßigen, geradlinigen Entwicklung der modernen Menschen zweifeln“, sagt Gerhard Weber, Anthropologe an der Universität Wien. Der Fund belege, dass unsere Vorfahren schon viel früher den Nahen Osten erreichten als bisher angenommen. Nach bisheriger Lehrmeinung entstand der Homo sapiens vor etwa 300.000 Jahren in Afrika und wanderte vor rund 100.000 Jahren aus Afrika aus. Der neue Fund aus Israel schiebt diesen Zeitpunkt der ersten Migrationswelle des Homo sapiens weiter in die Vergangenheit.

Sensationelle Funde in Israel

Wie die Wissenschaftler im US-Fachmagazin „Science“ berichten, wurden die Knochen und Zähne in der prähistorischen Misliya-Höhle im Karmelgebirge südlich der Hafenstadt Haifa ausgegraben. Der Fundort liegt nur knapp zehn Kilometer entfernt von der Skhul-Höhle. Dort waren in den 1930er Jahren die bisher ältesten bekannten Überreste eines modernen Menschen außerhalb Afrikas entdeckt worden. Sie sind auf ein Alter von 90.000 bis 120.000 Jahren datiert worden.

Das Alter des aktuellen Funds bestimmten die Forscher um Israel Hershkovitz von der Universität Tel Aviv mit mehreren Datierungsmethoden. Die Zähne und Kieferknochen zeigen sowohl Merkmale vom modernen Menschen als auch von anderen Menschenarten, wie etwa dem Neandertaler. So erschienen die Schneidezähne und der Eckzahn modern, die Backenzähne jedoch eher archaisch.Doch insgesamt entsprechen die Merkmale eher dem modernen Menschen, so die Forscher. Das bestätigen britische Wissenschaftler, die die Zähne und Knochen ebenfalls untersucht haben.

Zahn als Zeitmesser

Gerhard Weber von der Universität Wien konnte analysieren, dass der Kiefer einem jungen, erwachsenen Menschen gehörte. Der Weisheitszahn war bereits vorhanden und auf einer Ebene mit den Backenzähnen, jedoch kaum abgenutzt. Das lasse auf ein Todesalter von zwischen 18 und 20 Jahren schließen.

In der Höhle wurden neben den Zähnen zahlreiche Werkzeuge, Feuerstellen und Tierknochen gefunden. Das Entdeckte gebe ein recht klares Bild auf die ehemaligen Bewohner der Höhle: Eine Gruppe moderner Menschen, die Auerochsen, Gazellen und Damwild jagten, es auf dem feuer zubereiteten und verschiedene pflanzen nutzten.

Foto: Gerhard Weber/Universität Wien

Weitere News aus dem Heiligen Land