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Modi‘in Illit: Ultraorthodoxe fordern Geschlechtertrennung

MODI‘IN ILLIT, 07.02.2018 (FJ) – Männliche und weibliche Arbeiter sollen nicht miteinander essen, nebeneinander sitzen oder gar gemeinsam eine Geschäftsreise unternehmen. Zumindest, wenn es nach dem Willen des ultraorthodoxen Stadtrates der israelischen Kommune Modi‘in Illit geht.

Die rund 65.000 Einwohner zählende Stadt in Zentralisrael hat Berichten zufolge allen ihren Angestellten ein Anstands-Regelwerk zukommen lassen. In diesem Regelheft steht beispielsweise, dass es Männern und Frauen verboten ist, gemeinsam zu reisen oder bei der Arbeit nebeneinander zu sitzen. Zudem sind informelle Begrüßungsfloskeln wie „Hallo“ und „auf Wiedersehen“ untersagt. Außerdem verbietet das Regelwerk, geschlechterübergreifend zu scherzen oder Themen zu diskutieren, die nichts mit der Arbeit zu tun haben.

Nicht verbindlich“ oder Unterschriftspflichtig?

Modi‘in Illit liegt zwischen Tel Aviv und Jerusalem. Der Stadtrat erklärte gegenüber den Medien, das Regelwerk sei schon seit Jahren im Umlauf und nicht verbindlich. Allerdings berichteten mehrere Mitarbeiter, dass sie gebeten worden seien, das Abkommen zu unterzeichnen und sich strikt daran zu halten. Das berichtet die israelische Tageszeitung Haaretz.

Die Regeln zur Geschlechtertrennung gehen sogar noch weiter: Männer und Frauen sollen in getrennten Büros sitzen. Falls sie sich beruflich treffen, müssen sie an separaten Tischen sitzen, um möglichst weit voneinander entfernt zu sein. Doch die Regeln gehen über die Arbeitszeit hinaus: Die Verbote sollen auch nach Feierabend gelten und beispielsweise untersagen, dass sich die Familien der Angestellten untereinander kennenlernen.

Geschlechtertrennung in Bussen ist lange aufgehoben

Im Jahr 2011 hat Israels Oberster Gerichtshof die Geschlechtertrennung per Urteil aufgehoben. Seither dürfen in Israels Bussen Männer und Frauen sitzen, wo sie wollen. In Synagogen findet nach wie vor Geschlechtertrennung statt, auch an der Kotel (Klagemauer), bei Hochzeiten und Beerdigungen. Das Regelbuch von Modi‘in Illit drängt jedoch auf getrennte Sitzplätze in Bussen – im Zweifelsfall sitzen die Frauen hinten.

Die Stadt Modi‘in Illit hat angeblich leitende Angestellte aufgefordert, dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiter die Regeln befolgen. Zudem sollen auch die Ehemänner sicherstellen, dass ihre Ehefrauen die Vorschriften einhalten.

Das Regelwerk „Verhaltensregeln am Arbeitsplatz“ beginnt mit der Warnung, dass „ernsthafte Hindernisse“ entstehen könnten, wenn Männer und Frauen zusammen arbeiten würden. Die Regeln bildeten die Grundlage für die Beziehung zwischen Männern und Frauen. Für religiöse Menschen seien die Regeln „selbstverständlich und klar“.

Foto: Miriam Alster/Flash90

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