zurück zu Aktuelles

Siegel des Propheten Jesaja entdeckt?

JERUSALEM, 22.02.2018 (FJ) – Tief unter der Erde Israels liegen viele archäologische Schätze verborgen. Bei erneuten Ausgrabungen an der südlichen Mauer des Tempelberges in Jerusalem haben israelische Forscher nun ein Siegel aus dem 8. Jahrhundert vor Christus entdeckt, dass von großer historischer Bedeutung sein könnte: „Wir scheinen in einer wissenschaftlichen, archäologischen Ausgrabung einen Siegelabdruck gefunden zu haben, der dem Propheten Jesaja gehört haben könnte“, gab die Archäologin Dr. Eilat Mazar in einer Pressemitteilung bekannt.

Siegel nicht vollständig lesbar

Der Tonabdruck ist mit Buchstaben und einer grasenden Hirschkuh versehen – ein Symbol für Segen und Schutz, welches schon häufiger in Jerusalem gefunden wurde. Das ovale Siegel ist jedoch leider nicht völlig unbeschädigt. Auf seinem lesbaren Teil befindet sich eine Inschrift in hebräischer Sprache, die den Namen „l’Yesha’yah [u]“ (zu Jesaja gehörend) zu buchstabieren scheint. Auf einer Linie darunter steht das Teilwort „nvy“, welches vermutlich „Prophet“ heißen soll. „Weil die Inschrift am Ende des Wortes „nvy“ leicht beschädigt wurde, ist nicht bekannt, ob das Wort ursprünglich mit dem hebräischen Buchstaben Aleph endete, was das hebräische Wort für ‚Prophet‘ ergeben würde“, erklärte die Archäologin. In diesem Fall wäre, so Mazar, eindeutig gesichert, dass das Siegel dem Propheten Jesaja gehörte und er es mit seiner Unterschrift versehen hat. Laut Mazar gibt es jedoch noch andere Indizien, die für die Zugehörigkeit des Siegels zu Jesaja sprechen, so auch der Fundort des Siegels.

Rekonstruktion der möglichen Inschrift des Siegels (Ouria Tamor /Eilat Mazar)

Rekonstruktion der möglichen Inschrift des Siegels (Ouria Tamor /Eilat Mazar)


Fundort von Hiskia-Siegel

Nur wenige Meter vom Fundort des neu entdeckten Siegels entfernt, wurde im Jahr 2015 ein Siegel entdeckt, dass dem König Hiskia gehört haben soll. Für Mazar ist dies ein weiteres Indiz dafür, dass es sich bei dem jetzigen Fund um ein Siegel des Propheten Jesaja handelt: „Wenn diese Inschrift tatsächlich die des Propheten Jesaja ist, dann sollte es keine Überraschung sein, dieses Siegel neben einem zu entdecken, das König Hiskias Namen trägt, angesichts der symbiotischen Beziehung des Propheten Jesaja und des Königs Hiskia in der Bibel.“ An mehreren Stellen zeigt die Bibel auf, dass König Hiskia und der Prophet Jesaja sich gut kannten und sich sehr nahe standen.

 Das Siegel des Propheten Hiskia (Hebräische Universität Jerusalem)

Das Siegel des Propheten Hiskia (Hebräische Universität Jerusalem)

 

Skeptiker zweifeln

Kritische Stimmen bezweifeln jedoch, dass es sich tatsächlich um ein Siegel des Propheten Jesajas handelt: „Die Annahme, dass dies ein [Siegel] des Propheten Jesaja ist, ist natürlich verlockend, aber es ist sicherlich nicht etwas, von dem wir annehmen sollten, dass es ganz sicher so ist“, erklärte Professor Christopher Rollston von der Johns Hopkins Universität, Maryland, USA. Laut Rollston könne das Siegel auch einem anderen Jesaja gehört haben. Nicht zwingend müsse mit der Inschrift der Prophet Jesaja gemeint sein. Aufgrund des fehlenden Buchstabens könne davon nicht ausgegangen werden.

Während Mazar selbst zugibt, dass das fehlende Aleph problematisch sein kann, erklärte sie, dass die Entdeckung dennoch wichtig und von historisch großer Bedeutung sei.

Die Archäologin Dr. Eilat Mazar am Fundort des Siegels ( Ouria Tamar / Eilat Mazar)

Die Archäologin Dr. Eilat Mazar am Fundort des Siegels ( Ouria Tamar / Eilat Mazar)

 

Die Entdeckung schließt sich anderen ähnlichen Funden früherer Ausgrabungen an. Im Januar hat Fokus Jerusalem über die Entdeckung eines Siegels berichtet, welches die jüdische Herrschaft am Tempelberg zur Zeit des ersten Tempels bestätigt.

Archäologischer Fund bestätigt jüdische Herrschaft

 

Foto: Die neue Entdeckung – das Siegel mit der Inschrift „Jesaja gehörend“
Quelle: Ouria Tamor / Eilat Mazar

Weitere News aus dem Heiligen Land