zurück zu Aktuelles

Schwere Unruhen an der Grenze zum Gazastreifen – 16 Tote und mehr als 1200 Verletzte

GAZA, 30.03.2018 (TM) – Rund 30.000 Palästinenser haben sich am Freitag an Protestaktionen im Gazastreifen beteiligt. Nach Angaben der israelischen Armee kam es an fünf Orten zu schweren Ausschreitungen. Randalierer hätten Autoreifen angezündet, israelische Soldaten seien mit Brandsätzen und Steinen beworfen worden. Die Armee antwortete mit Tränengas und Gummigeschossen. Das Militär bestätigte, dass auf die Anstifter der Unruhen gezielt gefeuert worden sei. Palästinensische Medien berichteten, mindestens 16 Demonstranten seien getötet und rund 1300  verletzt worden. Laut Armee handelt es sich bei allen Todesopfern um junge Männer im Alter zwischen 18 und 30 Jahren.

Die Armee teilte weiter mit, dass sich während der Unruhen zwei Terroristen an den Grenzzaun herangeschlichen und auf die israelischen Soldaten geschossen hätten. Die hätten zurück gefeuert und die Schützen getroffen.

Israel warnt Randalierer

Das israelische Militär ist mit starken Kräften am Gazastreifen aufmarschiert. Auf jede Verletzung der israelischen Souveränität werde man hart reagieren, ebenso auf jeden Versuch, den Sicherheitszaun zu beschädigen, hieß es. Verteidigungsminister Avigdor Liberman warnte die Protestierer in einer Mitteilung in arabischer Sprache. Israel ließ außerdem gedruckte Warnungen aus Flugzeugen abwerfen und wandte sich über soziale Medien an die Gaza-Bewohner. Das Grenzgebiet auf israelischer Seite wurde abgeriegelt und zu einer „geschlossenen Militärzone“ erklärt. Der kommandierende Offizier, General Egal Zahmer, unterstrich in einer Erklärung: „Wir haben Versuche bemerkt, dass unter der Tarnung der Unruhen Terrorabschläge verübt werden sollten.“

Siebenjährige über Grenze geschickt

Zu den Protesten unter dem Motto „Marsch der Rückkehr“ hatte die radikal-islamische Hamas aufgerufen. Israel warf der Terrororganisation vor, sie bringe das Leben der Menschen in Gaza in Gefahr und missbrauche Zivilisten als menschliche Schutzschilde. Die Armee berichtete, ein sieben Jahre altes Mädchen sei von der Hamas über die Grenze geschickt worden. Die israelischen Truppen erkannten noch rechtzeitig, dass es sich um ein Kind handelte, und schickten sie zurück zu ihren Eltern.

Anspruch auf das gesamte Land

Ismail Haniyeh, Chef des Politbüros der Hamas, hielt vor den Demonstranten eine Rede. Er unterstrich, es gebe keine Alternative zum Staat Palästina und zum „Recht der Palästinenser auf Rückkehr“. Haniyeh machte deutlich, dass er von einer Zwei-Staaten-Lösung, wie sie vom Westen propagiert wird, rein gar nichts hält: „Wir werden nicht aufgeben und mit dem zionistischen Gebilde über kein Stückchen von Palästina verhandeln.“ Das gelte auch für Jerusalem. Den Protestieren rief er zu: „Marschiert auf den Wegen Allahs – Ihr seid die Sieger.“

In den vergangenen Tagen hatten Palästinenser damit begonnen, entlang der Grenze eine Zeltstadt zu errichten. Die Proteste sollen sechs Wochen lang anhalten.

UPDATE – 31.03.2018:

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat sich in der Nacht zum Samstag auf Antrag Kuwaits in einer Dringlichkeitssitzung mit den Vorfällen am Gazastreifen beschäftigt. Der palästinensische Botschafter Riad Mansour warf Israel ein „abscheuliches Massaker“ vor. Vertreter arabischer Staaten beschuldigten das israelische Militär, es habe unangemessene Gewalt angewendet. Israelische Diplomaten konnten sich wegen des Schabbats und des Pessachfestes nicht zu den Vorwürfen äußern. Israels UN-Botschafter Danny Danon wird mit einer Erklärung zitiert: „Während sich Juden in aller Welt mit ihren Familien am Seder-Tisch versammeln, um Passach zu feiern, sind die Palästinenser auf ein neues betrügerisches Tief gesunken. Sie benutzen die Vereinten Nationen, um ihre Lügen über Israel zu verbreiten.“  Die USA verhinderten, dass der Weltsicherheitsrat Israel förmlich verurteilte. US-Diplomat Walter Miller forderte beide Seiten auf, die Spannungen einzudämmen. UN-Generalsekretär Antonio Guterres trat für eine „unabhängige und transparente Untersuchung“ der tödlichen Zusammenstöße ein.

Bild (Archiv): Abed Rahim Khatib/Flash90

 

 

Weitere News aus dem Heiligen Land