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Netanjahu enthüllt geheimes Atomprogramm des Iran

von Ulrich W. Sahm

JERUSALEM, 01.05.2018 – Premierminister Benjamin Netanjahu hat dem Iran vorgeworfen, Forschungsergebnisse für den Bau von Atombomben heimlich aufzubewahren. Er präsentierte am Montag Abend vor Journalisten in Tel Aviv zahlreiche Dokumente aus einem „geheimen Archiv“ in Teheran, die der israelische Geheimdienst sichergestellt habe.

Netanjahus Pressekonferenz fand im Verteidigungsministerium statt. Auf der Bühne stand neben einer großen Leinwand auch ein Bücherschrank mit fast 100 Aktenordnern.

Nach Problemen mit dem quietschenden Mikrophon hielt Netanjahu seine Rede auf Englisch zur besten Sendezeit im Fernsehen.

Großer Erfolg des Geheimdienstes

Er sprach von „Informationen, die noch niemals bekannt gegeben wurden. Es handelt sich um einen der größten geheimdienstlichen Erfolge der Weltgeschichte. Das ist etwas, was die Welt noch nie gesehen hat.“ Dem israelischen Geheimdienst sei es gelungen, einem Archiv der iranischen Atombehörde habhaft zu werden, eine halbe Tonne Materialien mit 55.000 Seiten Papier und 183 gebrannten CDs mit Tabellen, Fotos, Präsentationen und anderen Dokumenten. Das Archiv sei an einem geheimen Ort in der Shurabat-Gegend, südlich von Teheran, versteckt gewesen. Er verriet nicht, wie der Mossad das Material kopieren konnte.

Netanjahu zeigte auf der Leinwand einige Dokumente und Fotos. Zwischendurch blendete er Sprüche iranischer Politiker ein, die er als „Lügen“ entlarvte, wenn sie behaupteten, dass Teheran niemals den Bau von Atombomben geplant oder simuliert habe.

Anhand der Dokumente wollte Netanjahu zeigen, dass Iran nicht nur Pläne zur Produktion von hochgradigem Uran  für den Bau von Atombomben besaß, sondern sich auch um Raketen bemühte, die „Riad und Tel Aviv“ treffen könnten.

Wie israelische Experten und Reporter nach der Präsentation anmerkten, hatte Netanjahu nicht behauptet, dass Iran heute gegen den Atomsperrvertrag verstoße. Vielmehr sei Teheran bemüht, sein Wissen zu konservieren und den Bau von Atombomben in Angriff zu nehmen, sobald der Atomvertrag in 14 Jahren ausgelaufen sei.

Teheran: Netanjahu ist unglaubwürdig

Während Netanjahu noch in Tel Aviv redete, twitterte der iranische Außenminister Zarif, dass Netanjahu wie ein „kleiner Junge sei, der ständig Wolf, Wolf rufe, und deshalb unglaubwürdig sei“.

Israelische Kommentatoren hegen Zweifel, ob Netanjahus „Entdeckungen“ die deutsche Kanzlerin oder den französischen Präsidenten Macron überzeugen können. Doch vielleicht sei Trump jetzt eher geneigt, den Atomvertrag mit Iran zu annullieren. Der neue amerikanische Außenminister Mike Pompeo erklärte jedenfalls, er habe die Dokumente persönlich durchgesehen, sie seien echt und glaubwürdig. Washington prüfe nun, was das für die Zukunft des Atomabkommens mit dem Iran bedeute.

Foto: Miriam Alster / Flash 90

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