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Blutbad am Gazastreifen: Dutzende Palästinenser getötet

JERUSALEM / GAZA, 14.05.2018 (TM) – Die Feiern zum 70. Geburtstag des Staates Israel sind von schweren Unruhen überschattet worden. An der Grenze zum Gazastreifen demonstrierten mehr als 40.000 Palästinenser für ein „Recht auf Rückkehr“ nach Israel und gegen die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem. Bis zum Abend wurden von der Gazagrenze 52 Tote und mehr als 1200 Verletzte gemeldet. Trotz Warnungen sei versucht worden, den Grenzzaun zu beschädigen und zu durchbrechen, berichteten die israelischen Sicherheitsbehörden. Für viele Palästinenser ist der Tag der Staatsgründung Israels ein Tag der Katastrophe („Nakba-Tag“).

Generalstreik im Gazastreifen

Die Palästinenser hatten für heute die größten Massendemonstrationen seit Wochen angekündigt. Im Gazastreifen gab es einen Generalstreik, um möglichst vielen Menschen die Teilnahme an den Protesten zu ermöglichen. Alle Schulen in dem Küstenstreifen blieben geschlossen. Seit dem Morgen kam es an zwölf verschiedenen Stellen entlang der Grenze zu Unruhen. Erstes Opfer war ein 21 Jahre alter Palästinenser, der in der Nähe von Khan Younis von der israelischen Armee erschossen wurde. Später gab das Militär bekannt, bei Rafah seien drei Palästinenser getötet worden, die versucht hätten, eine Bombe am Grenzzaun zu deponieren.

Die Randalierer werfen Rohrbomben und Brandsätze auf unsere Soldaten, verbrennen Reifen, werfen Steine und brennende Objekte“, heißt es in einer Mitteilung des Militärs. Lenkdrachen mit Molotow-Cocktails hätten in Israel zu fünf Flächenbränden geführt.

Die Israelis setzen Quadrocopter-Drohnen ein, die Tränengas abwarfen. Eines dieser ferngesteuerten Luftfahrzeuge mit vier Rotoren wurde von Palästinensern in der Nähe von Jabalia abgeschossen.

Ein 13 Jahre alter Palästinenser wurde beim Versuch verletzt, eine Sicherheitskamera beim Karni-Grenzübergang abzubauen.

Nachdem israelische Soldaten vom Gazastreifen aus beschossen wurde, griff am Nachmittag die israelische Luftwaffe ein und feuerte auf mehrere Hamas-Stellungen. Zuvor hatten israelische Panzer auf Ziele im Gazastreifen gefeuert.

Armee wirft Flugblätter ab

Israel macht die Hamas-Terrororganisation für die Krawalle verantwortlich. Die Islamisten hätten die Unruhen organisiert und angeführt, so die israelische Armee. Palästinensische Zivilisten würden so absichtlich in Gefahr gebracht. Israelische Flugzeuge haben am Morgen über dem Gazastreifen Flugblätter abgeworfen. In ihnen wurde davor gewarnt, sich dem Grenzzaun zu nähern und ihn zu beschädigen. „Lasst Euch von der Hamas nicht zynisch als Marionetten missbrauchen“, war ferner darin zu lesen.

Demonstranten wurden bezahlt“

Der israelische Geheimdienst Shin Bet warf dem Iran vor, die Massenproteste finanziell zu unterstützen. Die Hamas habe jeder palästinensischen Familie 100 Dollar angeboten, die mit allen Familienmitgliedern zu den Demonstrationen erscheint. Das Verhör eines verhafteten 19 Jahre alten Hamas-Mitglieds habe zudem ergeben, dass die Terrororganisation ihre Anhänger auffordere, die Sicherheitskameras in Grenznähe zu zerstören und den Grenzzaun aufzuschneiden. Kinder und Jugendliche würden ermutigt, die Grenze zu überqueren und Material der israelischen Armee zu stehlen. In den westlichen Medien solle die Aktion als „Volksaufstand“ erscheinen.

Schreckliches Massaker“

Die Palästinensische Autonomiebehörde in Ramallah war Israel vor, ein „schreckliches Massaker“ angerichtet zu haben. Sie forderte ein rasches internationales Eingreifen, „um das Massaker zu stoppen, das die israelischen Besatzungstruppen an den Protestierern in Gaza verüben.“ Die arabischen Regierungen müssten Maßnahmen ergreifen, im das Blutvergießen der Palästinenser zu stoppen. Die Türkei warf den USA vor, sie sei für das Blutbad mit verantwortlich. Kritik am israelischen Vorgehen gab es auch von der Menschenrechtsgruppe „Amnesty international“. Die Vereinten Nationen zeigten sich besorgt angesichts der hohen Zahl von Toten und Verletzten.

Bild: Abtransport eines im Gazastreifen verwundeten Palästinensers. Foto: Abed Rahim Khatib / Flash90

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