zurück zu Aktuelles

Archäologen finden antikes Esel-Zaumzeug

von Ulrich W. Sahm

JERUSALEM, 21.05.2018 – Ein internationales Team von Archäologen hat das früheste Beispiel für die Verwendung von Zügel und Zaumzeug entdeckt. Der Nachweis fand sich an dem Skelett eines Esels aus der frühen Bronzezeit (ca. 2700 v. Chr.). Er wurde bei Ausgrabungen der biblischen Philister-Stadt Gath (moderner Tell es-Safi), der Heimat von Goliath, gefunden. Der Esel war als Opfergabe vor dem Bau eines Hauses ins Fundament gelegt worden.

„Der Fund ist bedeutsam, weil er zeigt, wie frühe Hausesel kontrolliert wurden, und trägt wesentlich zu unserem Wissen über die Geschichte der Entwicklung der Reittechnik des Esels bei“, erläuterte Prof. Haskel Greenfield von der Universität Manitoba. „Die Verwendung eines Zaumzeugs auf einem Esel während dieser Zeit ist überraschend, da allgemein angenommen wurde, dass Esel mit Nasenringen kontrolliert wurden, wie es in der mesopotamischen Kunst gezeigt wird“, erklärte Prof. Aren Maeir von der israelischen Bar-Ilan Universität. Die Abnutzung der Zähne weise darauf hin, dass das Trensenstück des Zaumzeugs noch aus Hanf oder Holz war. „Erst ab der mittleren Bronzezeit (nach 2000 v. Chr.), verwendete man Trensen aus Metall – zuerst bei Pferden, die damals in den Nahen Osten eingeführt wurden, und später bei anderen Equiden wie dem Esel“, fügte Maeir hinzu.

Große Bedeutung als Lasttier

Der Esel ist einer von vieren, die unter Nachbarhäusern gefunden wurden, was auf die Bedeutung des Esels als Lasttier hinweise, machten die Forscher deutlich. In einer zuvor veröffentlichten Studie lieferten die Forscher anhand von Isotopen-Analysen den Beweis, dass dieser Esel in Ägypten geboren wurde und irgendwann während seines Lebens nach Kanaan gebracht worden war. Dies zeigt, dass Esel über große Entfernungen bewegt wurden. Reitpferde waren zu dieser Zeit im Nahen Osten noch nicht präsent. Esel wurden aber nicht nur als Lasttiere verwendet, sondern auch dazu benutzt, um die neu entstandenen Eliten in diesen frühen Stadtstaaten zu ziehen oder zu tragen.

Die Forschung zu dem historisch bedeutsamen Grautier wurde vom Kanadischen Forschungsrat für Sozial- und Geisteswissenschaften sowie aus Mitteln der Bar-Ilan Universität und der Universität von Manitoba in nicht genannter Höhe finanziert.

Bild: Palästinensische Kinder auf dem Weg zur Schule, in einem Dorf südlich von Hebron. Traditionelles Transportmittel: ein Esel. Foto: Wisam Hashlamoun / Flash90

Weitere News aus dem Heiligen Land