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See Genezareth verzeichnet höchsten Wasserstand seit 16 Jahren

JERUSALEM, 15.04.2020 (DK) – Die starken Regenfälle der vergangenen Monate haben Israels wichtigsten Süßwassersee aufgefüllt. Im Monat April wurde der höchste Wasserpegel seit 16 Jahren verzeichnet. Noch vor zwei Jahren war von einer historischen Dürrezeit die Rede. Israel beschloss demnach in einem Notfallplan, salziges Meerwasser in den See einzuleiten, um das natürliche Reservoir zu erhalten. Nun wird aufgrund der hohen Niederschläge darüber diskutiert, Wasser aus dem Damm abzulassen. Der Damm gilt als der Hauptgrund für den Wasserrückgang im Fluss Jordan, sowie für den sinkenden Pegel des Toten Meeres. 

Höchststand des Sees wird erst in Sommermonaten erreicht

Bei dem tiefgelegensten Süßwassersee der Welt handelt es sich nicht allein um das wichtigste Trinkwasserreservoir Israels. Auch Jordanien und die Palästinensischen Autonomiegebiete werden daraus versorgt. Von dem hohen Wasserstand profitieren daher nicht nur der Wasserhaushalt und die Landwirtschaft des jüdischen Staates, sondern auch die der umliegenden Gebiete. Noch ist der Höchststand des Sees dieses Jahr nicht erreicht. Erst nach der Schneeschmelze auf dem Berg Hermon in den frühen Sommermonaten wird das Wasserreservoir ganz voll sein. Gegenwärtig liegt der Pegel 3,99 Meter über der unteren roten Linie.

Der See Genezareth ist nicht nur entscheidend für Israels Wasserhaushalt hinsichtlich der Menge sondern auch hinsichtlich der Qualität. Der Fluss Jordan sei zu „Abwasser“ und einem Rinnsal verkommen, warnen Experten. Sollte Wasser aus dem Damm abgelassen werden, würde dies auch die Wasserqualität des Flusses verbessern. Momentan handelt es deshalb sich bei 60% von Israels Trinkwasser um entsalztes Meerwasser. Das Land setzt zunehmend auf Entsalzungsanlagen, da die natürlichen Wasserspeicher für den Bedarf nicht mehr ausreichen.

Wasserversorgung nimmt Einfluss auf diplomatische Beziehung zu Jordanien

Die Wasserversorgung der dürren Nahostregion nimmt auch erheblichen Einfluss auf die Politik. Mit dem Friedensschluss zwischen Israel und Jordanien im Jahr 1994 wurde festgelegt, dass Jordanien bestimmte Mengen Wasser jedes Jahr aus dem Jordan entnehmen darf. Doch der Trinkwasserbedarf des Landes steigt stetig. Vergangenes Jahr lief der Friedensvertrag ab und wurde vonseiten Jordaniens nicht erneuert. Das diplomatische Verhältnis zwischen den beiden Ländern ist seitdem auf das notwendigste reduziert. Sobald Israel eine neue Regierung bildet, sollen die Gespräche zwischen den beiden Parteien wieder aufgenommen werden. 

Bild: Der See Genezareth am 2. Oktober 2019. Quelle: Kobi Richter/TPS

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