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Eine überraschende Wendung: Das Abraham-Abkommen feiert einjähriges Bestehen

JERUSALEM, 19.09.2021 (DK) – Für lange Zeit galt Israel als eine isolierte Enklave im Nahen Osten. Umgeben von feindlich gesinnten Nationen und zwei Nachbarn, die seine Existenz kühl tolerierten, hatte der junge Staat viele Hürden zu nehmen. Vor rund einem Jahr erfuhr die Geschichte Israels jedoch eine überraschende Wendung: Die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain unterzeichneten ein Friedensabkommen mit Jerusalem. Später schlossen sich auch Marokko, der Sudan und Kosovo der Normalisierung diplomatischer Beziehungen mit dem jüdischen Staat an. Zum einjährigen Jubiläum des Abraham-Abkommens, erklärte Premierminister Naftali Bennett, dass die Verträge ein „neues und bahnbrechendes Kapitel in der Geschichte des Friedens im Nahen Osten“ eingeleitet hätten. 

Israel konsolidiert geheime Beziehungen zu Golfstaaten

Israel hatte unter der Ära von Präsident Donald Trump so viel Unterstützung aus Amerika erfahren, wie noch nie zuvor. Der ehemalige israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu pflegte enge Beziehungen zu Trump. In einer gemeinsamen Anstrengung gelang es, Bedingungen für die Aufnahme diplomatischer Beziehungen auszuhandeln. Zwar war Israel hinter den Kulissen schon seit geraumer Zeit mit den Golfstaaten Kontakt getreten, doch noch nie hatten sie sich offiziell zu ihrem regionalen Partner bekannt. Die gemeinsame Furcht vor dem aggressiven Expansionsverhalten des Iran spielte bei der Wende sicher eine große Rolle, doch Amerika stellte auch wirtschaftliche und militärische Anreize in Aussicht. Der jetzige Präsident Joe Biden scheint diese Strategie jedoch nicht weiter verfolgen zu wollen. Während Großmacht Saudi-Arabien offiziell noch nicht Stellung bezogen hat, wird auch ihnen die Rolle einer der Drahtzieher hinter dem Abraham-Abkommen zugeschrieben. 

Seit vergangenem September ist es sowohl in Israel als auch in den USA zu einem Regierungswechsel gekommen. Obwohl sowohl die US-Führung als auch das israelische Kabinett Lobeshymnen auf die Annäherung zwischen den Nahost-Staaten singen, werden die Namen Trump und Netanjahu dabei erstmal ausgeklammert. In seiner Dankesrede erwähnte Bennett seinen Vorgänger mit keinem Wort. US-Außenminister Antony Blinken benutzte bei der Online-Konferenz zwischen ihm und seinen Amtskollegen aus den Emiraten, Bahrain und Israel seinerseits zum allerersten Mal den Begriff Abraham-Abkommen. Zuvor hatte die Biden-Administration auf die Verwendung des Begriffes verzichtet, offenbar um sich von der vorhergehenden Regierung zu distanzieren. 

Israel ermutigt weitere arabische Staaten zur Annäherung

Seit dem Beschluss des Abkommens hat Israel vor allem mit den Vereinigten Arabischen Emiraten eng in den Bereichen Kultur, Tourismus, Bildung und Medizin zusammen gearbeitet. „Die Beziehungen zwischen den Ländern stehen erst am Anfang und tragen bereits viele Früchte“, hieß es in einer Mitteilung des israelischen Regierungschefs. Israel erhofft sich, dass weiterhin nach und nach mehr Staaten dem Beispiel der Emirate und Bahrains folgen werden. Zur Jubiläumsfeier ermutigte Außenminister Jair Lapid weitere arabische Staaten, mit Israel Kontakt aufzunehmen: „Dieser Abraham-Abkommen-Club steht auch neuen Mitgliedern offen.“ 

Bild: Israels Premier Benjamin Netanjahu, US-Präsident Donald Trump und die Außenminister der Emirate und Bahrains, Abdullah bin Zayed Al Nahyan und Abdullatif bin Rashid Al-Zayani, bei der Unterzeichnung des Abraham-Abkommens in Washington am 15 September 2020. Quelle: Avi Ohayon/GPO

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