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Bennett: Israel ist moralisch verpflichtet, das Leiden in der Ukraine zu stoppen

JERUSALEM, 07.03.2022 (NH) – Die israelische Regierung gerät wegen ihrer neutralen Haltung zum Ukraine-Krieg zunehmend unter Druck, sowohl im In- als auch im Ausland. Regierungschef Naftali Bennett erklärte nun, Israel habe die moralische Verpflichtung, das menschliche Leid in der Ukraine zu beenden. Deshalb werde er seine Vermittlungsbemühungen fortsetzen. Israel pflege weiterhin gute Kontakte zu beiden Seiten des Konflikts.

Bei seinen Vermittlungsversuchen suchte Bennett nicht nur das Gespräch mit Wladimir Putin, sondern traf sich am späten Samstagabend in Berlin mit Bundeskanzler Olaf Scholz und telefonierte zweimal mit Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron. Nicht zuletzt wurde auch Wolodymyr Selenskyj in drei Telefonaten über die Gespräche mit Russland informiert.

Bennett im Alleingang?

Bennett habe seine Reise im Voraus mit der USA koordiniert, jedoch wurde Israels wichtigster Verbündeter vor vollendete Tatsachen gestellt. Nicht nur, weil Jerusalem nicht offiziell um eine Erlaubnis für den Besuch im Kreml bat, beobachtet Washington die israelischen Vermittlungsversuche kritisch.

Israelischen und ausländischen Medienberichten zufolge besprachen Bennett und Putin den Krieg in der Ukraine. Aus Regierungskreisen in Jerusalem hieß es, das Gespräch in Moskau habe mehr als drei Stunden gedauert. Was jedoch wirklich zwischen Bennett, Putin und Israels Minister für Bau- und Wohnungswesen, Zeev Elkin, diskutiert wurde, bleibt für die Öffentlichkeit zum jetzigen Zeitpunkt unzugänglich. Der ukrainisch-stämmige Politiker Zeev Elkin agiert seit mehr als einem Jahrzehnt als Übersetzer zwischen israelischen und russischen Staatsoberhäuptern.

Bennett-Lapid Kabinett als Vermittler

Sowohl Naftali Bennett als auch Zeev Elkin sind gläubige Juden und halten somit die Gebote des Schabbats. Der Flug am Samstag verdeutlicht die Dringlichkeit Israels, die internationale Sicherheit zu stabilisieren. Er gilt aus gerechtfertigt, weil es um das Retten von Menschenleben geht.

Für heute ist ein Treffen des israelischen Außenministers Yair Lapid mit dem US-Außenminister Antony Blinken in Lettland geplant. Ob Lapid bei den Gesprächen für Bennetts Alleingang am Schabbat amerikanische Kritik erwartet, ist unklar. Fakt ist, das Bennett-Lapid Kabinett mutiert zum diplomatischen Vermittler zwischen der Ukraine und Russland. Ob der Drahtseilakt gelingt oder die Gespräche als Zirkusshow auf der Weltplattform enden, ist noch offen.

Titelbild: Der israelische Premierminister Naftali Bennett und der israelische Außenminister Yair Lapid. Schaffen sie es, zwischen den Fronten zu vermitteln? Foto: Yonatan Sindel / Flash90

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