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Purim in Brüssel abgesagt – „Kampf zwischen Licht und Dunkelheit“

BRÜSSEL / JERUSALEM, 24.03.2016 (FJ) – Nach den Terrorangriffen in Brüssel hat die jüdische Gemeinschaft in der belgischen Hauptstadt die heutigen Purim-Festlichkeiten abgesagt. Damit war sie dem Rat der Polizei gefolgt, die angekündigt hatte, das Fest nicht ausreichend absichern zu können.

Über tausend Mitglieder der jüdischen Gemeinde wollten an der Lesung der Megilla (Buch Esther) in der Großen Synagoge teilnehmen. Anschließend war ein Auftritt der Gat Brüder geplant, die extra für diesen Anlass aus Israel angereist waren. Stattdessen gab es mehrere kleine Feiern, bei denen die Megilla gelesen und die Purimbräuche erfüllt werden.

Der Leiter der European Jewish Association, Rabbi Menachem Margolin, begründete diese Entscheidung mit der Empfehlung der Polizei, die weitere Attentate in der Region nicht ausschließen kann. „Die Polizei sagte, sie sei nicht in der Lage, die Veranstaltung zu schützen, während sich die Stadt in einem kriegsähnlichen Zustand befinde”, so Margolin.

Der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz, Rabbi Pinchas Goldschmidt, sprach sein Mitgefühl für alle Opfer und Angehörigen der Terroranschläge aus. „In Synagogen in der ganzen Welt wird diese Woche die Geschichte von Esther vorgelesen – eine Geschichte über den Kampf zwischen den Mächten der Dunkelheit und des Lichts.”, erklärte Goldschmidt. Und weiter: „Wir beten, dass die EU es schafft, die bösen, dunklen Mächte zu bekämpfen.”

Die Geschichte des Purimfestes

Der Name Purim leitet sich von dem Wort „pur” ab, was soviel wie „Los / ein Los ziehen” bedeutet. Haman, der Minister des Königs Achaschwerosch (Xerxes) von Persien, ließ nach dem biblischen Bericht Lose ziehen, um den Vernichtungstag der Juden zu bestimmen. Aufgrund einer List durch Königin Esther und deren Onkel Mordechai konnte dies verhindert werden. Zu Purim gedenkt man der Befreiung der persischen Juden im 5. Jahrhundert vor unserer Zeit.

Das Purimfest ist die lustigste Feier in der jüdischen Welt und erinnert rein äußerlich an Karneval. Vor dem Ereignis wird in den meisten Familien gefastet, um an das Opfer Esthers zu erinnern. Am Festtag selbst geht man in die Synagoge, wo das Buch Esther vorgelesen wird. Nach dem Besuch in der Synagoge isst man mit der Familie, tauscht Geschenke und besucht die festlichen Umzüge. Diese stehen im Mittelpunkt des gesamten Tages; die Kinder verkleiden sich und die Eltern trinken Alkohol.

In Jerusalem einen Tag später

In den meisten Städten begann Purim bereits in der Nacht zum Donnerstag. In Jerusalem beginnt Purim jedoch erst mit Einbruch der Dunkelheit in der Nacht zum Freitag. Denn Städte, die zur Zeit Josuas von einer Mauer umgeben waren, feiern ein spezielles Purimfest, und zwar einen Tag später. So fallen in Jerusalem in diesem Jahr Purim und die Karfreitagsprozessionen auf den selben Tag.

Foto: Purim in Hebron. Foto: Flash 90 / Yonathan Sindel