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Marokkanische Journalisten besuchen Israel trotz Drohungen

JERUSALEM, 08.11.2016 (FJ) – Eine Gruppe von marokkanischen Journalisten ist in Israel, um sich ein eigenes Bild von der Situation im Land zu machen. Die Reise der sieben führenden Medienvertreter wurde vom israelischen Außenministerium organisiert. Der Besuch soll das negative Bild ausräumen, das mit dem Heiligen Land assoziiert wird.

Obwohl zwischen den beiden Ländern keine offiziellen Beziehungen bestehen, hat das Außenministerium die fünf Frauen und zwei Männer eingeladen. Die Journalisten werden an politischen und militärischen Besprechungen teilnehmen und unter anderem Minister, Knesset-Mitglieder und Beamte des Obersten Gerichtshofs treffen. Zusätzlich ist eine Besichtigung der Gaza-Grenze eingeplant.

Wer Israel unterstützt, wird aussortiert“

Im Interview mit dem israelischen Nachrichtenportal Ynet erklärte eine der Journalistinnen, dass solche Besuche bislang aus Angst nicht stattgefunden hätten. Bereits 2009 habe sie im Rahmen eines Jugendforums eine Einladung nach Israel erhalten, hatte aber das Gefühl, ablehnen zu müssen. „Ich hatte große Angst davor, zu kommen. Wir stehen unter dem Druck der arabischen Medien, der Religiösen und der palästinensischen Propaganda“, gab sie zu. Die Menschen hätten Angst, ausgestoßen zu werden. „Wer sagt, dass er Israel unterstützt, wird quasi aussortiert.“

Auch in den Jahren 2010 und 2011 hätte die Journalistin Einladungen zu Konferenzen zur Terrorismusbekämpfung erhalten. „Ich wollte unbedingt kommen, aber mein Chef sagte mir, dass er, wenn ich dorthin gehe, das Recht habe, mich zu entlassen. Das alles schüchtert uns in Marokko extrem ein. Es ist verboten, normale Beziehungen zum israelischen Feind zu haben, der das Land derPalästinenser raubt“, erklärte die Frau, die aus Sicherheitsgründen unerkannt bleiben will.

Das Israel, das in den arabischen Medien nicht gezeigt wird

Für sie hätte sich die Situation im Jahr 2013 geändert, als sie in den USA einen jüdischen Marokkaner traf, der eine israelische und eine marokkanische Großmutter hatte. Sie entschloss sich, seine Geschichte in einem Artikel auf Arabisch zu veröffentlichen, „da die Leute, die gegen Israel sind, Arabisch sprechen und wir mit ihnen in dieser Sprache kommunizieren müssen.“ Der Artikel erhielt große Resonanz. „Es war das erste Mal, dass ein junger Jude Muslime in Marokko auf Arabisch ansprach“, erklärte die Journalistin den Erfolg.

Es war auch dieser junge Mann, der den Kontakt zum israelischen Außenministerium herstellte. Aus Neugier seien die Medienvertreter jetzt gekommen. Man hätte das Israel kennenlernen wollen, das in den arabischen Medien nicht gezeigt werde. Freunde aus Marokko hätten den Journalisten aber geraten, nichts von der Reise in den sozialen Medien zu verbreiten, ansonsten müsse man Diskriminierung oder sogar Morddrohungen fürchten.

 

Foto: Symbolbild, Stand with us

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