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Junger Soldat muss eineinhalb Jahre ins Gefängnis

JERUSALEM, 21.02.2027 (TM) – Der 20 Jahre alte israelische Soldat Elor A. (Foto) ist heute zu einer 18-monatigen Haftstrafe verurteilt worden. Ein Militärgericht in Tel Aviv hat nun das Strafmaß verkündet, nachdem Elor A. bereits im Januar wegen Totschlags schuldig gesprochen worden war. Er hatte einen palästinensischen Terroristen, der schon einige Minuten kampfunfähig auf dem Boden gelegen hatte, mit einem Kopfschuss getötet. Der Strafprozess hatte die israelische Bevölkerung gespalten: die einen hielten Elor A. für einen kaltblütigen Mörder, die anderen für einen pflichtbewussten Soldaten.

Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu 18 Monaten Gefängnis und einer Degradierung. Hinzu kommt eine zwölfmonatige Bewährungsstrafe.

Als Elor A. heute den Gerichtssaal betrat, wurde er von Familienangehörigen und Freunden mit Beifall begrüßt. Vor dem Gebäude demonstrierten knapp 100 Menschen für den Angeklagten. Dessen Anwälte hatten schon vor der Urteilsverkündung angekündigt, gegen die Entscheidung Berufung einzulegen.

Die Vorsitzende Richterin, Maya Heller, erläuterte, die Strafzumessung sei schwierig und komplex gewesen. Der Angeklagte habe unprofessionell gehandelt und die Vorschriften und Werte der Armee verletzt, zudem habe er der israelischen Gesellschaft geschadet. Andererseits habe er sich in seiner Dienstzeit vorher nichts zu Schulden kommen lassen, unmittelbar nach dem Terror-Angriff habe er sich in einer emotionalen Stress-Situation befunden.

Der Staatsanwalt hatte eine Freiheitsstrafe zwischen drei und fünf Jahren gefordert, die Verteidigung hielt eine weitaus mildere Strafe ohne Gefängnisaufenthalt für angemessen.

Auf Soldaten eingestochen

Drei Militärrichter hatten den Fall zu beurteilen, der sich am 24. März 2016 ereignet hatte. An einer Kontrollstelle bei Hebron hatten zwei Palästinenser israelische Soldaten mit Messern angegriffen. Ein Soldat wurde leicht verletzt. Seine Kameraden schossen beide Attentäter nieder. Einer war sofort tot; der andere lag bewusstlos auf der Straße. Ein Video zeigt, wie eine knappe Viertelstunde später Elor A. sein Gewehr anlegt und dem Terroristen in den Kopf schießt. Das Video wurde von der linksorientierten, israelkritischen Organisation B’Tselem veröffentlicht und sorgte weltweit für Schlagzeilen.

Palästinenser: Kriegsverbrechen

Palästinenser warfen der israelischen Armee „Kriegsverbrechen“ vor. Ministerpräsident Netanjahu und der damalige Verteidigungsminister Yaalon kritisierten das Handeln des jungen Soldaten. Dessen Eltern wehrten sich gegen die Verurteilung ihres Sohnes, der Zuspruch von zahlreichen konservativen Politikern bekam. A. selbst argumentierte, er habe befürchtet, der Palästinenser trage eine Sprengstoffweste, die er noch zur Explosion bringen könne. Somit sei der Schuss ein Akt der Selbstverteidigung gewesen. Mehrere ehemalige hochrangige Offiziere und Armee-Experten unterstützten ihn. Die Militärstaatsanwaltschaft glaubte ihm jedoch ebenso wenig wie die Strafrichter.

Video: Der Angeklagte heute im Gerichtssaal, er wird von seiner Mutter und seinem Vater umarmt:

Hier der Fokus Jerusalem-Bericht über den Schuldspruch vom Januar, mit einem Kommentar von Tommy Mueller und einem Video vom Tatort: http://tinyurl.com/z6297ef

Bild: Elor A. bei einer Anhörung vor dem Militärgerichtshof in Tel Aviv. Foto: Flash 90

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