Donald Trump in Israel – eine Bilanz der Ratlosigkeit
JERUSALEM, 26. 05. 2017 (DL) – Nur 23 Stunden hat der amerikanische Präsident Donald Trump im Nahen Osten, in Israel und im palästinensischen Autonomiegebiet verbracht. Große Hoffnungen wurden enttäuscht. Der Besuch bestand vor allem aus symbolischen Gesten, denen jedoch schon im Vorfeld, so gut es ging, jede politische Bedeutung entzogen worden ist.
Erstmals erlaubten die Saudis einen Direktflug von Riad nach Tel Aviv, doch nur für Trump mit seiner Air Force One. Die zahlreichen Begleitflugzeuge des Präsidenten mit der Delegation, den Journalisten und Galaxy Transportmaschinen mit demontierten Marine-One Helikoptern, gepanzerten Limousinen und sogar Bettlaken für den Präsidenten mussten auf Zypern zwischenlanden, ehe sie nach Tel Aviv weiterfliegen durften.
Während sich das ZDF in seiner Berichterstattung auf die vermeintlich „unpassenden“ Kleider der First Ladies stürzte und andere nebensächliche Details in den Vordergrund stellte, verlief der ganze Besuch ohne Pannen oder peinliche Zwischenfälle.Trump hielt einige vorformulierte Reden, während Fragen von Journalisten nirgendwo zugelassen waren.
Obgleich Trump weder Hitze noch Händeschütteln mag, konnten die Israelis durchsetzen, dass er am Flughafen doch einer langen Reihe von Ministern, Abgeordneten, Geistlichen und anderen Würdenträgern die Hand schüttelte. Das hatten die Amerikaner verhindern wollen, doch Premierminister Benjamin Netanjahu hatte seine Minister gezwungen, am Flughafen zu erscheinen. Einige hatten sich geweigert, nur als Statisten in der Reihe zu stehen.
Selfie mit Hinterbänkler
So kam es am Flughafen zum einzigen erwähnenswerten Zwischenfall, der in Israels Medien hochgespielt und durch den Kakao gezogen worden ist: Ein Hinterbänkler der Likudpartei, Oren Hasan, hatte sich irgendwie in die Reihe der Würdenträger eingeschlichen. Der mutmaßliche Bordellbesitzer in Rumänien und wegen anderer Schmiergeschäfte im Verdacht stehende Abgeordnete fragte Trump, ob er ein Selfie machen dürfe. Trump hatte nichts dagegen und machte eine gute Miene zu dem bösen Spiel, während Netanjahu versuchte, seinen Parteigenossen zu hindern, zumal dessen Smartphone zunächst hakte.
In Bethlehem wurde Trump gemäß dem Protokoll mit rotem Teppich von Präsident Mahmoud Abbas feierlich empfangen. Nur dort wurde Trump mit Vorwürfen konkret, indem er die Palästinenser mahnte, Terror gegen Israelis nicht mehr zu verherrlichen und zu finanzieren. So könne kein „Frieden“ erreicht werden.
„Frieden“ – aber wie?
Über seinen Willen, „Frieden“ zwischen Israelis und Palästinensern durchsetzen zu wollen, weil das auf den ganzen Nahen Osten ausstrahle, redete Trump auch im Israel-Museum vor geladenen israelischen Gästen. Für seine freundlichen Worte erhielt Trump stehenden Applaus, doch erwähnte er mit keinem Wort die tatsächlichen oder angeblich notwendigen Konditionen für einen solchen Frieden. Übliche Klischees wie Baustopp in den Siedlungen, Ende der Besatzung, eine Freigabe von Ostjerusalem und andere „Hindernisse“ für ein Abkommen mit den Palästinensern hat Trump ausgeklammert. Er redete immer nur über die Notwendigkeit eines „Friedens“, ohne anzudeuten, was er damit meinte. Übliche Schlagworte wie „Zwei-Staaten-Lösung“, „illegale Siedlungen“ und ähnliches fehlte in seinen öffentlichen Statements.
Später erzählte der amerikanische Außenminister Rex Tillerson während des Fluges nach Italien, dass Trump bei den Gesprächen mit Netanjahu und Abbas „heftigen Druck“ ausgeübt habe, Konzessionen zu machen.
Symbolische Besuche
Von hoher symbolischer Bedeutung waren Trumps Privatbesuch in der christlichen Grabeskirche und an der jüdischen Klagemauer in Ostjerusalem. Amerikanische Diplomaten hatten schon bei den Vorbereitungen klargemacht, dass kein offizieller Israeli den Präsidenten begleiten dürfe. So vermied Trump den Vorwurf, die israelische Besatzung oder Kontrolle Ost-Jerusalems anerkannt zu haben. In der Grabeskirche durfte nicht gefilmt werden, so dass unbekannt ist, wie der kurze Abstecher zum Grab Jesu verlaufen ist.