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Immer mehr Israelis wollen an der Gazagrenze wohnen

von Deborah Karrer

JERUSALEM / GAZA, 12.07.2018 – Die Einwohnerzahl in den israelischen Gebieten im Grenzgebiet zum Gazastreifen steigt konstant, trotz der dauerhaften Bedrohung durch die radikalislamische Hamas. Erstaunlicherweise konnten weder die stets präsente Gefahr noch die Massenevakuierungen vor vier Jahren die Bewohner aus dieser Gegend vertreiben. Noch bemerkenswerter ist es jedoch, dass das Gebiet nach dem Gazakonflikt im Jahr 2014 eine Zuwanderungszahl im fünfstelligen Bereich erfuhr. Der Regionalrat Eshkols, der 30 Gemeinden zu seinem Zuständigkeitsbereich zählt, berichtet von einer zehnprozentigen Zuzugsrate.

Wachsende Wartelisten trotz Hürden
Tzurit Yarchi, die Hauptverantwortliche für regionale Zuwanderung, erklärt, dass dies „noch beeindruckender ist, wenn man bedenkt, dass es sich um Kommunen handelt, in denen Familien ein ganzes Aufnahmeverfahren durchlaufen müssen. Das ist nicht wie in den Großstädten.” Trotz der Hürden wachsen die Wartelisten. Es gibt momentan nicht genug Unterkunftsmöglichkeiten für alle gemeldeten Interessenten.
Eine dieser Gemeinden ist der Kibbutz Kerem Shalom, der auf Grund der Schließung seines Grenzübergangs nach Gaza derzeit in den Medien präsent ist. Obwohl der Ort momentan von nur 24 Familien bewohnt wird, sollen in den nächsten zwei Jahren voraussichtlich 30 weitere Familien willkommen geheißen werden. Lital Ben-Ezra, die sich mit ihrer vierköpfigen Familie dem Kibbutz diesen Sommer anschließen wird, erklärte im Gespräch mit der Zeitung Haaretz, dass sie sich der heiklen Sicherheitslage zwar bewusst sei, aber nicht zu besorgt wäre. „Die Armee ist stark vertreten in dieser Region und die Menschen im Kibbutz sind erstaunlich gelassen. Obwohl wir hierher kamen, um unsere zukünftigen Nachbarn zu ermutigen, haben wir uns letztendlich von ihnen ermutigt gefühlt.”

Regionale Vorteile übertrumpfen Terrorbedrohung
Doch die starke Gemeinschaft der Gemeinden ist nicht der einzige Anreiz, der Tausende Israelis bewegt, dort einen Neuanfang zu wagen. Die Region bietet viele steuerliche Vorteile, Naturschönheiten und einen ruhigen, weniger hektischen Alltag als die wachsenden Städte im Landesinneren. Zudem investierte Israel in den vergangenen Jahren über 60 Millionen Euro in die regionale Infrastruktur. Yifat Ben-Shushan, die mit ihrer Familie in einem Dorf ein Kilometer von der Gazagrenze entfernt lebt, beschreibt: „Es gibt hier eine unglaublich solidarische Gemeinschaft, hohe Bildungsqualität, Natur und Ruhe und persönliche Sicherheit, trotz unserer Nähe zur Grenze und dem Feuerdrachen-Terror. Jemand von außen versteht das nicht.” Sie fügt entschieden hinzu: „Was man in den Medien sieht, ist einseitig. Das Leben ist gut hier.” Die zahlreichen Familien, die darauf warten, sich den Kommunen bald anschließen zu können, scheinen diesen Standpunkt zu teilen.

Bild: Auf den ersten Blick ein idyllischer Ort: Der Kibbutz Kerem Shalom an der Grenze zum Gazastreifen. Foto: Doron Horowitz / Flash90

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