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Airbnb nimmt Wohnungen jüdischer Siedler aus Angebot

JERUSALEM / SAN FRANCISCO , 20.11.2018 (FJ) – Die Online-Übernachtungsbörse Airbnb nimmt Wohnungen jüdischer Siedler aus dem Angebot. Das US-Unternehmen geht damit auf Proteste der Palästinenser ein und möchte sich aus dem Nahostkonflikt heraushalten. Israel reagiert mit Unverständnis.

200 Wohnungen sind betroffen
Nach einer internen Überprüfung habe Airbnb beschlossen, „dass wir Angebote in israelischen Siedlungen im besetzten Westjordanland entfernen sollten, die Kern des Streits zwischen Israelis und Palästinensern sind“, teilte das US-Unternehmen mit. Die Entscheidung betrifft 200 Unterkünfte in israelischen Siedlungen, die auf der Plattform aufgeführt waren. Als führendes Unternehmen der Branche müsse Airbnb, „verantwortungsbewusst handeln“, erklärte ein Sprecher. Dieser Schritt sei jedoch nicht leicht gefallen, die Unternehmensführung habe „gekämpft“. Die Entscheidung werde in den nächsten Tagen in Kraft treten. Derzeit ist noch unklar, ob auch Wohnungen im Osten Jerusalems aus dem Angebot genommen werden.

„Andere Unternehmen sollten Beispiel folgen“
Die internationale Gemeinschaft betrachtet die Siedlungen als illegal und als Haupthindernis für einen Frieden zwischen Israel und den Palästinensern. Der Direktor der Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ für Israel und die Palästinensergebiete, Omar Schakir, nannte die Entscheidung von Airbnb einen „begrüßenswerten Schritt“. „Unternehmen wie Booking.com sollten dem folgen“, forderte er im Kurznachrichtendienst Twitter. Die Palästinenserführung begrüßte die Entscheidung ebenfalls. Der Generalsekretär der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) bezeichnete sie als „einen ersten positiven Schritt“.

Fassungslosigkeit in Israel
Israels Tourismusminister Yariv Levin kritisierte den Schritt von Airbnb als „beschämend und unglücklich“. Sein Ministerium bereite Maßnahmen vor, um die Aktivitäten von Airbnb in Israel einzuschränken, erklärte er. Als Gegenmaßnahme wolle er ein Programm für kurzfristige Vermietungen in den Siedlungen wiederbeleben. Der Minister für innere Sicherheit, Gilad Erdan, rief Siedler auf, „Klagen gegen Airbnb in Erwägung zu ziehen“. „Es ist beunruhigend, weil die Idee hinter Airbnb war, Menschen dazu zu bringen, andere Menschen dort zu treffen, wo sie tatsächlich leben, ihre Umgebung und ihre Bedürfnisse und vielleicht sogar ihre Träume zu verstehen“, sagt Oded Revivi, Bürgermeister der Siedlung in Efrat.

Mehr als 400.000 Israelis leben in den Siedlungen im sogenannten Westjordanland.

Das Foto zeigt eine Karte von Wohnung in der Siedlung Ma‘ale Adumim. (screenshot airbnb.de)