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Türkische Syrien-Offensive: Netanjahu bietet Kurden humanitäre Hilfe an

JERUSALEM, 11.10.2019 (DK) – Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu hat die Militäroffensive der Türkei in den kurdischen Provinzen Nordsyriens aufs Schärfste verurteilt. “Israel verurteilt nachdrücklich die türkische Invasion der kurdischen Gebiete in Syrien und warnt vor der ethnischen Säuberung der Kurden durch die Türkei und ihre Verbündeten”, erklärte der Regierungschef. “Israel ist bereit, dem tapferen kurdischen Volk humanitäre Hilfe zukommen zu lassen.” Die Entscheidung des US-Präsidenten Donald Trump seine Truppen aus Nordsyrien abzuziehen wiegt schwer für Jerusalem, denn die Kurden galten für lange Zeit als potentielle Bündnispartner des jüdischen Staates. 

60.000 Zivilisten flohen innerhalb von zwei Tagen 

Israelische Beamte gaben an, dass das Land bereit sei, jegliche nicht-militärische Hilfe zu leisten. Die Türkei griff am Mittwoch kurdische Milizen im Nordosten Syriens an und zwang in den vergangenen zwei Tagen rund 60.000 Zivilisten zur Flucht. Berichten zufolge wurden auch etwa 20 Kämpfer und neun Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, getötet. Dutzende trugen Verletztungen davon. Da die Beziehung zwischen dem syrischen Regime und den Kurden seit Jahren von Spannungen geprägt ist, gibt es nur geringe Aussicht auf ein Abkommen zwischen den beiden Parteien. Die kurdischen Kämpfer sind somit auf sich allein gestellt und Hilfsorganisationen vor Ort bereiten sich bereits fieberhaft auf eine Krise vor.

Sicherheitskräfte aus Gefängnissen für IS-Terroristen abgezogen

Der hochrangige kurdischer Beamte, Badran Jia Kurd, warnte, dass Mitglieder der Terrororganisation “Islamischer Staat” (IS) während der Kämpfe aus den Gefängnissen fliehen könnten, da zunehmends Sicherheitspersonal abgezogen wird. “Die Anzahl der Aufseher, welche die Gefängnisse bewachen, nimmt ab, je mehr sich die Kämpfe verschärfen.“ Auch die christliche Bevölkerung vor Ort fühlt sich von den Ereignissen stark bedroht. Zani Bakr, ein Pfarrer aus der Stadt Kobanê, schreibt: “Es herrscht Angst und Panik unter den Menschen. Die christlichen Familien haben die Stadt verlassen, nur die Männer sind geblieben. Wir beten, dass die internationale Gemeinschaft einschreitet.”

Neben den Kurden hat auch Israel das Nachsehen: Der jüdische Staat fürchtet Gebiete im Norden des Landes an den Iran und seine Verbündeten verlieren zu können. Teheran wird jede Gelegenheit nutzen während des militärischen Chaos seine Stellungen an der Grenze auszubauen und aufzurüsten. Im Lichte der anhaltenden Bedrohung durch das Mullah-Regime erklärte der Generalstabschef der israelischen Armee, Aviv Kochavi, Anfang dieser Woche: “Wir werden nicht zulassen, dass dem Staat Israel Schaden zugefügt wird. Sollte das geschehen, werden wir gewaltsam zurückschlagen.” 

Bild: Syrische Flüchtlinge an der Grenze zu Israel im Juli 2018. Quelle: Duby Hadar/TPS

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