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Evakuierte im Norden fordern: Keine Kompromisse mit der Hisbollah-Terrormiliz

JERUSALEM, 16.07.2024 (TPS) – Seit neun Monaten sind die meisten Bewohner der nördlichen Grenzgemeinden Israels aus ihren Häusern vertrieben. Einige führten nun eine kleine Delegation von Knessetmitgliedern und Reportern durch die weitgehend verlassene Stadt Shlomi. Sie forderten die Regierung auf, den Norden des Landes zu retten. Benötigt würden Gelder für den Wiederaufbau und die Befestigung ihrer Gemeinden.

„Was die Sicherheit angeht, kann es nicht mehr so weitergehen wie bisher“, erklärte Matan Davidian, ein Bewohner von Shlomi und Aktivist der Bürgerbewegung „Kampf für den Norden“, die die Tour organisiert hat. „Zwischen 20 und 30 Prozent der evakuierten Bewohner haben bereits erklärt, dass sie wegen der Sicherheitsbedrohung nicht nach Hause zurückkehren wollen. Wenn die Hisbollah-Kämpfer aufgrund einer politischen Vereinbarung auf der anderen Seite des Zauns bleiben dürfen, werden noch mehr von ihnen das Gebiet verlassen“, warnte Davidian.

Außerdem stellte er im Namen seiner Organisation ein Ultimatum: Wenn die Regierung keine Maßnahmen ergreife, um die Hisbollah von der libanesischen Grenze zu entfernen, würden die Bewohner am 15. August eine Zeltstadt errichten und ihren eigenen „Sicherheitsstreifen“ schaffen.

„Wir können nicht mit denen verhandeln, die unsere Zerstörung wollen“, erklärte Davidian, „wir brauchen eine starke und klare Antwort, um unsere Zukunft zu sichern.“

Grenze 100 Meter entfernt

In der Zwischenzeit versucht ein lokales Sicherheitsteam, den wenigen verbliebenen Einwohnern ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln. „Im Gegensatz zu anderen Orten, die nicht so nahe am Grenzzaun liegen, besteht die Bedrohung für Shlomi in der Infiltration. Das nächstgelegene Viertel ist nur 100 Meter vom Zaun entfernt. Die Stadt ist nicht abgeriegelt, und es gibt mehrere Eingänge zur Stadt, die bewacht werden müssen“, erklärte Shai Vanunu, der Kommandant der „kita konenut“, des zivilen Sicherheitsteams von Shlomi. „Es handelt sich um eine relativ aktive Gemeinde, in der einige Fabriken noch in Betrieb sind. Die Herausforderung, der wir uns stellen müssen, besteht in der Infiltration aus dem Wadi und dem Beschuss mit Waffen aus dem Libanon“, machte er deutlich.

Seit dem 7. Oktober wird Shlomi regelmäßig mit Raketen beschossen. Viele der verlassenen Häuser wurden direkt getroffen. Noch mehr wurden durch die Explosionen beschädigt, so dass es unmöglich ist, in ihnen zu wohnen, selbst wenn ihre Besitzer sich entschließen, wieder umzuziehen.

„Mein Haus wurde durch eine Explosion demoliert, der Putz ist von den Wänden und der Decke gefallen, die Möbel wurden zerlegt, es ist ein Chaos, völlig unbewohnbar. Ich öffnete die Tür und stand einfach da und weinte“, berichtete Mayan Beniziri, eine Mutter von vier Kindern, die ihr ganzes Leben in Shlomi verbracht hat.

Kampf gegen den Mangel

Während rund 5.000 Einwohner von Shlomi evakuiert wurden, leben derzeit noch etwa 1.200 in der Gemeinde. Einst war Shlomi eine kleine, aber lebendige Kommune, heute wirkt sie wie eine Geisterstadt. Die Straßen sind leer und die Geschäfte geschlossen. Die meisten Menschen auf den Straßen sind Soldaten, die zum Schutz der Grenze eingesetzt sind.

Das tägliche Leben ist ein Kampf gegen den Mangel. Die Gesundheitszentren sind geschlossen, so dass man für die medizinische Versorgung in die nahe gelegenen Städte fahren muss. Kommunikationsdienste, einschließlich Mobilfunk- und Internetdienste, sind eingestellt worden. Ein zentraler Supermarkt ist nur für begrenzte Zeit geöffnet und verkauft hauptsächlich Milch und Brot. Ein Supermarkt mit einem breiteren Sortiment befindet sich in der Industriezone mit Blick auf die libanesische Grenze. Die voll ausgestatteten Geschäfte von Nahariya sind 15 Autominuten entfernt, aber die Armee sperrt manchmal die Straßen. Das Risiko, in einen Raketenbeschuss zu geraten, ist beängstigend groß.

Rund 60.000 Israelis, die in nördlichen Gemeinden leben, mussten im Oktober evakuiert werden, als die Terrororganisation Hisbollah mit täglichen Raketen- und Drohnenangriffen begann. Die Anführer der vom Iran unterstützten Terrorgruppe haben erklärt, sie würden die Angriffe fortsetzen, um die Israelis an der Rückkehr in ihre Häuser zu hindern.

Titelbild: Das Industriegebiet von Shlomi. Im Hintergrund sind der Grenzzaun und der Libanon zu sehen. Foto: TPS-IL