Nach Vergewaltigungen: Ex-Präsident will früher entlassen werden
TEL AVIV, 29.03.2016 (FJ) – Nach einer 12-stündigen Anhörung hat die israelische Strafvollzugsbehörde angekündigt, dass sie kommende Woche über die frühzeitige Haftentlassung des ehemaligen Präsidenten Moshe Katsav entscheiden wird.
Die beiden Anwälte von Katsav, Zion Amir und Yehoshua Reznik, verlangten vor Gericht eine vorzeitige Entlassung des Verurteilten auf Bewährung. Katsav gab bei seiner Anhörung vor der Behörde an, dass er in den letzten Jahren immens gelitten hätte, besonders während seiner vier Jahre hinter Gittern. Unter Tränen sagte er: „Ich bin 71 Jahre alt, ich habe teuer bezahlt und ich bin unschuldig. Ich werde nichts zugeben, was ich nicht getan habe.“ Er hätte nichts zu bereuen; er sei nicht gefährlich und ausschließlich das Opfer einer Verschwörung geworden.
Staatsanwaltschaft fordert Zurückweisung
Die Vertreter der Staatsanwaltschaft forderten das Gericht auf, den Antrag auf vorzeitige Entlassung zurückzuweisen. Sie beriefen sich darauf, dass Katsav grausame Verbrechen begangen habe, keinerlei Reue zeige und verweigere, sich während der Bewährung einer Therapie zu unterziehen, wie das bei Sexualstraftätern üblich sei.
Moshe Katsav wurde 2010 wegen zweifacher Vergewaltigung, zweifachen sexuellen Übergriffs, sexueller Belästigung und Behinderung der Justiz zu sieben Jahren Haft verurteilt. Nach israelischem Gesetz können Gefängnisinsassen bei guter Führung nach zwei Drittel der Strafe unter bestimmten Bedingungen frühzeitig auf Bewährung entlassen werden.
Odelia Karmon, eine der Hauptzeugen der damaligen Gerichtsverhandlung Katsavs, äußerte sich zum aktuellen Antrag seiner Verteidiger und der darauf folgenden Anhörung. Sie hoffe, dass das Gericht die „richtige Entscheidung“ treffe. Die Opfer bräuchten Unterstützung, indem sie „das Gefühl haben, dass das Gesetz auf ihrer Seite steht und das Land auf korrekte Weise mit Sexualstraftätern umgeht.“
Foto: Flash 90/Kobi Gideon