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Verhandlungen zwischen Israel und Türkei: Ende einer Krise?

ANKARA, 22.06.2016 (FJ) – Die Türkei und Israel wollen am Sonntag die Normalisierung ihrer diplomatischen Beziehungen verkünden. Das berichtete die türkische Tageszeitung „Hürriyet“ und berief sich dabei auf hochrangige Quellen. Damit würde eine sechs Jahre anhaltende Krise enden, die durch den Mavi-Marmara-Vorfall im Jahr 2010 ausgelöst wurde, bei der zehn pro-palästinensische türkische Aktivisten ums Leben kamen.

Laut der Tageszeitung würden die beiden Parteien das Ergebnis während der abschließenden Gespräche am 26. Juni bekannt machen. Zuvor sollen diplomatische Verhandlungen zu einer Kompromissvereinbarung über die teilweise Aufhebung der israelischen Blockade im Gazastreifen führen.

Die Türkei hat drei Forderungen

Die einst engen Beziehungen zwischen Israel und dem Nato-Mitglied Türkei erlitten einen Bruch, nachdem israelische Soldaten im Mai 2010 die sechs Schiffe große türkische Flottille erstürmten, die sich auf dem Weg in den Gazastreifen befand. Neun Aktivisten wurden dabei getötet und eine zehnte Person erlag später ihren Verletzungen, was zu einer bitteren diplomatischen Krise zwischen den beiden Staaten führte.

Zwei der drei von Ankara gesetzten Voraussetzungen für eine Normalisierung – eine Entschuldigung für den Vorfall und Entschädigungszahlungen – wurden weitgehend erfüllt. Haupthindernis bleibt die dritte Forderung, nach der Israel die Blockade in dem von den extremistischen Hamas regierten Gazastreifen aufheben soll.

Gemäß den Vertragsvereinbarungen würde Israel die Fertigstellung eines dringend benötigten Krankenhauses in Gaza sowie den Bau eines neuen Energiekraftwerks und eine Meerwasser-Destillationsanlage für Trinkwasser erlauben. Die Türkei werde inzwischen Hilfe nach Gaza schicken, jedoch über den israelischen Hafen von Ashdod statt direkt an die palästinensische Enklave, berichtete die türkische Tageszeitung.

Botschafter sollen bereits im Juli zurückkehren

Ein Vertreter des türkischen Außenministeriums und der israelische Sondergesandte für Aussöhnungsgespräche, Joseph Ciechanover, würden sich am Sonntag an einem ungenannten Ort in Europa treffen, um das Ende der Krise zu besiegeln. Nach dem Treffen der Diplomaten würde man sich erneut im Juli zusammenfinden, um die Vereinbarung offiziell zu unterzeichnen. Im Anschluss würden die Botschafter der Länder in die jeweiligen Botschaften zurückkehren und sämtliche Beziehungen wären vollständig wiederhergestellt.

Laut der Einschätzung von Experten würde die Türkei nach dem Wechsel des Premierministers eine versöhnlichere Außenpolitik verfolgen. Der ehemalige Premier Ahmet Davutoglu, der eine aggressivere Politik befürwortet hatte, wurde von Binali Yildirim ersetzt, der nach eigenen Angaben die ständigen Spannungen zu Staaten in der Nachbarschaft abbauen wolle.

 

Foto: Türkischer Premierminister Erdogan mit früherem israelischem Premierminister Ehud Olmert, 2008 (Flash 90/Avi Ohayon)

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