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Versöhnung mit der Türkei: positive Auswirkungen auf Israels Wirtschaft

ROM, 27.06.2016 (FJ) – Israel und die Türkei haben am Montag die Normalisierung ihrer diplomatischen Beziehungen bekannt gegeben und die Bedingungen der Vereinbarung vorgestellt. Das Versöhnungsabkommen mit der Türkei wird Israels Wirtschaft immens ankurbeln, erklärte Premierminister Benjamin Netanjahu bei einem Treffen mit US-Außenminister John Kerry in Rom (s. Foto).

„Ich denke, es ist ein enormer Schritt, einerseits die Beziehungen zu normalisieren. [Das Abkommen] hat aber auch immense Auswirkungen auf die israelische Wirtschaft… und ich meine positive Auswirkungen“, so Netanjahu in der amerikanischen Botschaft in Rom. Der Premierminister deutete an, dass die israelischen Erdgasreserven ein wichtiges Element des Paktes mit der Türkei waren, führte das aber bislang nicht weiter aus.

Kerry gratulierte Netanjahu in Rom zum Abkommen mit der Türkei. „Ich weiß, dass Ihr Team lange und hart daran gearbeitet hat. Ich denke, das ist ein positiver Schritt und ich hoffe es ist der Anfang von vielen weiteren [Schritten]“, so Kerry.

Versöhnung der beiden Länder nach sechs Jahren Krise

Grund für den Abbruch der einst engen diplomatischen Beziehungen war ein tödlicher Zwischenfall im Mittelmeer im Jahr 2010. Bei der Erstürmung der Hilfsflotte „Mavi Marmara“ durch das israelische Militär sind zehn propalästinensische türkische Aktivisten ums Leben gekommen. Trotz Warnungen hatte das Schiff versucht, die Seeblockade des Gazastreifens zu durchbrechen. Die Angehörigen der türkischen Staatsbürger, die bei dem Einsatz getötet wurden, sollen nun mit rund 20 Millionen Dollar entschädigt werden. Damit seien alle Klagen gegen Israel hinfällig.

Die Türkei hingegen hat sich verpflichtet, bei der Befreiung israelischer Gefangener und der Überführung der Leichen von Soldaten aus Gaza zu helfen. Laut einem israelischen Beamten erklärte der türkische Präsident Erdogan, er würde alle zuständigen türkischen Behörden anweisen, die Frage der fehlenden israelischen Bürger zu klären. Im Jahr 2014 wurden zwei israelische Soldaten im Krieg in Gaza getötet, zwei weitere Israelis werden noch vermisst.

Blockade in Gaza bleibt – mit einigen Zugeständnissen

Die Türkei hatte bislang stets gefordert, die seit zehn Jahren andauernde israelische Blockade des Gazastreifens aufzuheben. Bei den Verhandlungen hätte die Türkei von dieser Forderung abgelassen. Israel werde jedoch ermöglichen, dass die Türkei künftig humanitäre Hilfsleistungen über den israelischen Hafen Aschdod in die palästinensischen Enklave transportieren kann. Die Türkei könne im Gazastreifen zudem ein Kraftwerk, ein Krankenhaus und eine Entsalzungsanlage für Trinkwasser aufbauen.

Teil der Vereinbarung soll auch sein, dass die Hamas, die enge Beziehungen zur Türkei hat, von türkischem Boden aus keine Angriffe auf den jüdischen Staat ausführen kann. Das berichtet die israelische Zeitung Ha‘aretz.

Im Rahmen des Abkommen sollen jetzt die Botschafter beider Länder zurückkehren und die Beziehungen umfassend normalisiert werden. Beide Seiten hatten dazu gedrängt, das Abkommen zu vollenden: Israel sei auf der Suche nach einem potentiellen Kunden für seine Gasexporte und das NATO-Mitglied Türkei wolle seinen regionalen Einfluss wiederherstellen, sind sich Experten einig.
Foto: Flash90/Amos Ben Gershom

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