Geiselabkommen beschlossen – 50 israelische Geiseln kommen in den nächsten Tagen frei
JERUSALEM 22.11.2023 (LS) – Die Regierung hat am frühen Mittwochmorgen einen Deal zur Freilassung von etwa 50 Geiseln, die während des Hamas-Terrorangriffs vom 7. Oktober entführt und in den Gazastreifen gebracht worden waren, gebilligt. Im Gegenzug stimmte Israel einer vier bis fünftägigen Feuerpause zu. Außerdem werden 150 palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen entlassen.
Welche Geiseln werden freigelassen?
Die von Katar vermittelte Vereinbarung stellt die erste langfristige Pause in den Kämpfen dar, seit Israel mit seiner Militärkampagne zur Vertreibung der Hamas aus dem Gazastreifen begonnen hat. Sie kommt inmitten des zunehmenden internationalen Drucks für einen Waffenstillstand zustande.
Die Vereinbarung sieht vor, dass Hamas innerhalb der ersten vier Tage 50 Geiseln freilassen wird, während die Kämpfe in diesen 96 Stunden unterbrochen werden.
Etwa 40 Kinder und 13 Mütter werden als Geiseln gehalten. Das genehmigte Abkommen umfasst 30 Kinder, acht Mütter und 12 weitere Frauen. Nach eigenen Angaben ist der Hamas der Aufenthaltsort aller Geiseln nicht bekannt. Die 50 Geiseln werden im Laufe dieser Tage in kleineren Gruppen und nicht alle auf einmal freigelassen.
Im Gegenzug wird Israel etwa 150 palästinensische Frauen und Minderjährige aus israelischen Gefängnissen entlassen, die wegen sicherheitsrelevanter Vergehen verurteilt wurden. Keine seien direkt an Terroranschlägen mit Todesopfern beteiligt gewesen. Einige wurden jedoch wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung verurteilt.
Es besteht die Möglichkeit, dass die Hamas weitere 30 Geiseln freilässt, und in diesem Fall könnte die Kampfpause um bis zu vier weitere Tage verlängert werden.
Alle Geiseln, die freigelassen werden sollen, sind am Leben und besitzen die israelische Staatsbürgerschaft.
Während der Regierungssitzung stellte Netanjahu klar, die Vereinbarung sehe auch vor, dass Vertreter des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes die Geiseln, die in Gefangenschaft bleiben, besuchen und mit Medikamenten versorgen können.
Die Vereinbarung besagt außerdem, dass während der Kampfpause Treibstoff nach Gaza geliefert werden kann. Weiterhin wird es jeden Tag ein sechsstündiges Zeitfenster geben, in dem die IDF-Luftüberwachung des Gazastreifens eingestellt wird.
Heftige Debatte
Das Abkommen hat in der israelischen Öffentlichkeit und unter den Koalitionspolitikern eine heftige Debatte ausgelöst.
Die Gegner des Abkommens warnten, es werde Israels Fähigkeit, die Freilassung aller Geiseln sicherzustellen, beeinträchtigen und Israels militärische Kampagne zur Vertreibung der Hamas aus dem Gazastreifen erschweren. Sie warnen auch, es werde schwierig sein, den Krieg wieder aufzunehmen, sobald er vorübergehend unterbrochen wurde.
Die Hamas sei „verzweifelt“ an einer Pause in den Kämpfen interessiert, damit sie ihre Kräfte wieder verstärken und besser auf den Kampf gegen die israelische Armee (IDF) vorbereitet sein kann, erklärte die Religiöse Zionistische Partei. Mit diesem Abkommen werde auch die Mehrheit der Geiseln aufgegeben und erreicht, dass die Hamas einen höheren Preis für ihre Freilassung verlangen wird.
Premierminister Netanjahu wies diese Vorwürfe zurück und erklärte, die israelische Armee werde den Krieg wieder aufnehmen, sobald die Vereinbarung umgesetzt sei.
„Ich möchte klarstellen. Wir befinden uns im Krieg und werden ihn fortsetzen, bis wir alle unsere Ziele erreicht haben, die Hamas zu zerstören und alle unsere Gefangenen und Vermissten zurückzuerhalten“, erklärte er. „Wir werden auch dafür sorgen, dass es im Gazastreifen keine Entität mehr gibt, die Israel bedroht“.
Titelbild: Israelis protestieren in Tel Aviv für die Freilassung der Geiseln. Foto: Miriam Alster/Flash90