Netanjahu: „Unser Ziel ist der komplette Sieg über die Hamas“ – Hamas fordert Freilassung hochrangiger Terroristen für Geiseln
JERUSALEM 06.02.2024 (LS) – „Unser Ziel ist der komplette Sieg über die Hamas. Wir werden die Führung der Hamas töten, deshalb müssen wir in allen Gebieten des Gazastreifens weiter operieren. Wir dürfen den Krieg nicht vorher beenden. Es wird Zeit brauchen – Monate, nicht Jahre,“ so Premierminister Benjamin Netanjahu bei einer Fraktionssitzung am Montag.
Zur Frage der Geiseln erklärte Netanjahu: „Wir haben bereits 110 unserer Geiseln freibekommen, wir handeln weiter in dieser Frage, aber die Hamas hat Forderungen, denen wir nicht zustimmen werden.“
„Die Bedingungen für die Freilassung sollten ähnlich wie bei der vorherigen Vereinbarung sein. Dieser Versuch wird nicht um jeden Preis realisiert werden“, fügte er hinzu.
Geiselverhandlungen geraten ins Stocken
Währenddessen zeichnen sich in den Verhandlungen über die Befreiung der Geiseln keine Fortschritte ab. Die Hamas wird voraussichtlich die Freilassung mehrerer hochrangiger Terroristen fordern, die alle mehrfach lebenslänglich in israelischen Gefängnissen sitzen. Dies soll Teil eines möglichen Abkommens mit Israel über einen Waffenstillstand und die Freilassung von Geiseln sein, hieß es in verschiedenen Fernsehberichten.
Channel 12 News berichtete, die Liste enthalte Namen von Terroristen, die für einige der größten Terroranschläge in Israel während der Zweiten Intifada zwischen 2000 und 2005 verantwortlich sind, wie Abdullah Barghouti, Abbas Al-Sayed, Ibrahim Hamed, Ahmad Saadat und Muhammad Arman.
Wunschliste der Hamas
Abdullah Barghouti, nicht zu verwechseln mit dem ebenfalls inhaftierten Marwan Barghouti, war verantwortlich für die Planung von Terroranschlägen wie dem Selbstmordattentat auf das Sbarro-Restaurant in Jerusalem im Jahr 2003, bei dem 16 Menschen, darunter sieben Kinder und eine schwangere Frau, getötet wurden, dem Selbstmordattentat auf das Café Moment im Jahr 2002, bei dem elf Menschen getötet wurden, und dem Bombenanschlag auf die Hebräische Universität im Jahr 2002, bei dem neun Menschen getötet wurden. Insgesamt war Barghouti für die Ermordung von 66 Israelis verantwortlich. Er wurde zu 67 lebenslangen Haftstrafen verurteilt.
Abbas Al-Sayed, der Befehlshaber des militärischen Flügels der Hamas in der Stadt Tulkarem im Westjordanland, plante 2002 das Selbstmordattentat auf das Park Hotel in Netanya während des Pessachfestes, bei dem 30 Israelis getötet und 140 verletzt wurden. Al-Sayed wurde zu 35 lebenslangen Haftstrafen verurteilt.
Ibrahim Hamed war Befehlshaber des militärischen Flügels der Hamas im Westjordanland und stand hinter zahlreichen Terroranschlägen. Hamed wurde für die Ermordung von 46 Zivilisten zu 54 lebenslangen Haftstrafen verurteilt.
Ahmad Saadat, der in der palästinensischen Gesellschaft als Symbol gilt, ist der Drahtzieher der Ermordung des israelischen Tourismusministers Rehavam Ze’evi im Jahr 2001 und wurde zu 30-mal lebenslänglich verurteilt.
Muhammad Arman, der Anführer der in israelischer Haft befindlichen Hamas-Gefangenen, war ebenfalls einer der Planer hinter dem Bombenanschlag auf das Café Moment und dem Selbstmordattentat auf die Hebräische Universität. Er wurde zu 36 lebenslangen Haftstrafen verurteilt.
Mehrere Minister in der Regierung, insbesondere der Minister für nationale Sicherheit Itamar Ben Gvir, haben sich jedoch gegen eine Vereinbarung ausgesprochen, die die Freilassung von wegen Mordes verurteilten Terroristen zur Folge haben könnte.
Nicht um jeden Preis
Der Parteivorsitzende der Partei „Neue Hoffnung“, Gideon Saar, erklärte bei einem Interview, wie ein vernünftiger Geisel-Deal zustande kommen könnte. „Wir müssen den Druck in jeder Hinsicht erhöhen, militärisch und anderweitig, und das muss unser kurzfristiger Schwerpunkt sein. Es ist für alle Ziele des Krieges notwendig. Ich denke, dass die Fähigkeit, ein Abkommen über den Gefangenenaustausch zu erreichen, von dem wir wissen, dass wir damit leben können, von der Erhöhung des Drucks auf die Hamas abhängt“, erklärte Sa’ar.
„Der Staat ist verpflichtet, die Geiseln zu retten. Es stimmt, ich glaube nicht, dass dies um jeden Preis geschehen sollte. Ich glaube auch, dass jemand, der sagt, um jeden Preis, nur den Preis in die Höhe treibt und damit den Deal in weite Ferne rückt, anstatt ihn näher zu bringen. Dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass wir diesen Menschen gegenüber eine Verpflichtung haben“, betonte er.
Titelbild: Premierminister Benjamin Netanjahu erscheint zur Fraktionssitzung am 5. Februar 2024. Foto: Yonatan Sindel/Flash90