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Hamas lehnt Vorschlag für Geiselabkommen ab, verlangt vollständigen Abzug aus Gaza

JERUSALEM 30.01.2024 (LS) – Die Hamas hat am Wochenende ein in Paris ausgearbeitetes Geiselabkommen abgelehnt, weil es keinen dauerhaften Waffenstillstand und kompletten Abzug der israelischen Truppen beinhaltet hatte.

Die Hamas und die Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) bekräftigten, Israel müsse seine Gaza-Offensive einstellen und sich aus dem Gazastreifen zurückziehen, bevor ein Austausch von Geiseln für Gefangene stattfinden könne, so die Hamas in einer Erklärung vom Montag.

Potenzieller Deal

Der katarische Premierminister Mohammed Al-Thani deutete an, ein Geiselabkommen solle zuerst über Frauen und Kinder sowie verletzte, kranke und alte männliche Geiseln geschlossen werden, wie er das Rahmenabkommen beschrieb, das aus den Pariser Gesprächen hervorging.

Thani kam aus Paris, wo er an Gesprächen hinter verschlossenen Türen mit CIA-Chef William Burns, Mossad-Chef David Barnea, Shin Bet-Chef Ronen Bar, Geisel-Unterhändler Generalmajor (a.D.) Nitzan Alon und dem Chef des ägyptischen Geheimdienstes Abbas Kamel teilnahm.

Laut Berichten mehrerer Nachrichtensender sollte das Abkommen in der ersten Phase eine 45-tägige Unterbrechung der Kämpfe im Austausch für 35-40 Geiseln beinhalten. Für jede Geisel würden etwa 100-250 palästinensische Gefangene freigelassen werden, darunter auch mehrfache Mörder und hochrangige Terroristen. Danach würden weitere Geiseln im Gegenzug für eine Verlängerung der Waffenruhe und eine steigende Anzahl palästinensischer Sicherheitsgefangener freigelassen.

Inakzeptable Bedingungen

Das Büro des Premierministers dementierte am Montag jedoch die Berichte, wonach Israel einem Geiseldeal zugestimmt habe, durch den Tausende von Terroristen, von denen einige als “hochgefährlich und mit Blut an den Händen” gelten, freigelassen würden.

“Die Berichte über den Deal sind falsch und beinhalten Bedingungen, die für Israel inakzeptabel sind. Wir werden bis zum vollständigen Sieg weiterkämpfen”, heißt es in der Erklärung.

Thani erklärte, die Hamas habe ihre Forderung nach einem dauerhaften Waffenstillstand im Vorfeld der Verhandlungen zurückgezogen, aber anscheinend später als Grundlage für einen Geiseldeal wieder aufgenommen.

Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, erklärte gegenüber dem Nachrichtensender MSNBC, es gebe einen Rahmen für ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln, warnte jedoch, noch nichts sei endgültig entschieden.

“Es ist vielversprechend, aber ich möchte noch einmal ganz klar sagen, dass noch viel Diplomatie vor uns liegt und noch viele Diskussionen geführt werden müssen, bevor wir unser Ziel erreichen können”, so Kirby.

Druck auf Netanjahu

Netanjahu sieht sich zunehmendem Druck seitens der Familien vieler Geiseln ausgesetzt, die eine Einigung fordern, um die Freilassung ihrer Angehörigen zu erreichen.

Wöchentliche Kundgebungen in Tel Aviv haben eine Übereinkunft gefordert, darunter auch am Samstagabend, als Überlebende des Holocaust zusammen mit Überlebenden des 7. Oktober für einen Deal mit der Hamas zur Befreiung der Geiseln demonstrierten. Wie bei früheren Kundgebungen forderten mehrere Redner Premierminister Benjamin Netanjahu zu weitreichenden Zugeständnissen auf, um die Geiseln zu befreien.

Dies steht den Forderungen eines großen Teils der Bevölkerung sowie vieler Angehöriger im Gazakrieg gefallener Soldaten entgegen, den Krieg bis zur Zerstörung der Hamas weiterzuführen. Sollte Hamas an der Macht bleiben, hätten ihre Söhne ihr Leben umsonst geopfert.

Titelbild: Weltweite Demonstrationen: Menschen protestieren im Central Park in New York City für die Freilassung der Geiseln. Foto: Arie Leib Abrams/Flash90

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