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Pilger auf den Spuren Jesu – welche sind echt?

JERUSALEM, 26.12.2016 (DL) – Christliche Pilger kommen nach Israel, um auf den Spuren Jesu zu wandeln. Doch welche Stätten sind echt und bei welchen muss man berechtigte Zweifel haben, ob Jesus wirklich dort unterwegs war? Die linksorientierte Tageszeitung Haaretz hat die christlichen Gedenkstätten in Jerusalem bewertet. Die meisten wurden erst im dritten Jahrhundert „wiederentdeckt”, teilweise, weil die Römer sie überbaut haben, um das Christentum zu zerstören.

Golgatha „zweifelsfrei echt“

Die Kreuzigungsstätte Golgatha – heute von der Grabeskirche überbaut – sei zweifellos echt, findet Haaretz. Dank der Römer sei die Stelle gut „markiert“ und durch moderne archäologische Ausgrabungen vielfältig bestätigt.

Die Lage des Grabes Jesu, das dort gerade renoviert wird, sei dagegen „unwahrscheinlich“. Doch hinter dem Grab, in der syrisch-armenischen Kapelle, kann man 2000 Jahre alte jüdische Gräber sehen, die in die Steilwand des Original-Steinbruchs gehauen worden sind, um den herum die Grabeskirche errichtet worden ist. Dies ist fast ein Geheimtipp, denn nur wenige Pilger werden dorthin geführt.

Via Dolorosa“ von Europäern „erfunden“

Als absolut „unecht“ gilt der Verlauf der „Via Dolorosa“. Der wurde erst im 13. Jahrhundert von Europa nach Jerusalem übertragen. Pontius Pilatus hatte seinen Sitz in der David-Zitadelle nahe dem heutigen Jaffa-Tor und nicht in der Antonia-Burg.

Mit Garantie „unecht“ ist auch der von Kreuzfahrern errichtete „Saal des Heiligen Abendmahls“, ein Stockwerk über dem traditionellen Grab des Königs David. Ausgrabungen seit 1860 ergaben, dass es sich weder um das Grab Davids noch um den Abendmahls-Saal handle.

Der Garten Gethsemane „könnte“ echt sein oder habe in der Nähe gelegen, so die israelischen Journalisten. Ebenso die Stelle der Himmelfahrt Jesu auf dem Ölberg, obgleich die Bibel keine genaue Ortsangabe liefert.

Als zweifellos „echt“ gelten der Bethesda-Teich und der Siloah-Teich, wo Jesus einen Blinden heilte. Diese Stätten sind frisch ausgegraben und archäologisch belegt.

Das Gartengrab nahe dem von Kaiser Hadrian errichteten Damaskustor ist eine moderne Erfindung der Protestanten. Dort können Pilger zwischen Gräbern aus der Zeit des Salomonischen Tempels am ehesten die „biblische Atmosphäre“ erleben.

2000 Jahre alte Stufen zum Tempel

Man kann noch viele andere Stellen hinzufügen, über die Jesus zweifellos gegangen ist, etwa 2000 Jahre alte Stufen zum Tempel. Doch sie sind nicht als „Heilige Stätten“ gekennzeichnet. Unter der Al Aksa-Moschee ist noch eine Stuckdecke aus der Zeit des Königs Herodes zu sehen. Die dürfte Jesus bei seinen Besuchen im Tempel und auf dem Weg zum Verhör bei dem historisch belegten Hohepriester Kaiphas gesehen haben. Das Originalgrab des Kaiphas wurde gefunden, mitsamt seinem „Knochenkasten“, der heute im Israel-Museum ausgestellt ist. Die Stuckdecke in der Krypta unter der Al Aksa-Moschee ist heute nur für Moslems zugänglich.

Bild: Archäologische Ausgrabungen am Rande der Jerusalemer Altstadt. Foto: Yonatan Sindel / Flash90

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