„Wehrlosen Terroristen“ erschossen: Soldat schuldig gesprochen
TEL AVIV, 4.1.2017 (TM) – Weil er einen wehrlos am Boden liegenden, schwer verletzten palästinensischen Terroristen mit einem Kopfschuss getötet hat, hat sich der 19 Jahre alte israelische Soldat Elor A. des Totschlags schuldig gemacht. Ein Militärgericht in Tel Aviv hat den Schuldspruch heute bekannt gegeben, der Sergeant muss mit einer mehrjährigen Haftstrafe rechnen. Das genaue Strafmaß wurde noch nicht verkündet. Der Strafprozess hatte ganz Israel bewegt, die Ansichten waren tief gespalten: die einen sprachen von einem brutalen Mord, die anderen zeigten viel Verständnis für den jungen Mann, der angegeben hatte, er habe sich durch den Terroristen Abdel Fatah A. bedroht gefühlt.
Auf Soldaten eingestochen
Drei Militärrichter hatten den Fall zu beurteilen, der sich am 24. März 2016 ereignet hatte. An einer Kontrollstelle bei Hebron hatten zwei Palästinenser israelische Soldaten mit Messern angegriffen. Ein Soldat wurde leicht verletzt. Seine Kameraden schossen beide Attentäter nieder. Einer war offenbar sofort tot; der andere lag bewusstlos auf der Straße. Ein Video zeigt, wie eine knappe Viertelstunde später später Elor A. sein Gewehr anlegt und dem Mann in den Kopf schießt. Das Video wurde von der linksorientierten, israelkritischen Organisation B’Tselem veröffentlicht und sorgte weltweit für Schlagzeilen.
Palästinenser: Kriegsverbrechen
Palästinenser und Araber warfen der israelischen Armee „Kriegsverbrechen“ vor. Ministerpräsident Netanjahu und der damalige Verteidigungsminister Yaalon kritisierten die Tat des jungen Soldaten. Dessen Eltern wehrten sich gegen die „Vorverurteilung“ ihres Sohnes, der Zuspruch von zahlreichen konservativen Politikern bekam. A. selbst argumentierte, er habe befürchtet, der Palästinenser trage eine Sprengstoffweste, die er noch zur Explosion bringen könne. Somit sei der Schuss ein Akt der Selbstverteidigung gewesen. Mehrere ehemalige hochrangige Offiziere und Armee-Experten unterstützten ihn.
Gericht glaubt der Verteidigung nicht
Das Gericht hatte fast acht Monate lang Beweise gesammelt und bewertet. Es folgte der Argumentation der Verteidigung nicht. Richterin Maya Heller erläuterte dies in einer rund zweistündigen Urteilsbegründung. Sie sah keine unmittelbare Gefahr für den jungen Soldaten. Die Richter bewerteten den tödlichen Schuss vielmehr als Racheakt. Der Angeklagte habe zudem seine Darstellung im Laufe des Prozesses mehrfach geändert. Eine Rolle spielte dabei das Messer des Terroristen, das aber weit entfernt von ihm lag. Somit gebe es keine Hinweise auf eine gerechtfertigte Selbstverteidigung. Soldaten dürften aber nur dann tödliche Schüsse abgeben, wenn sie konkret und direkt bedroht würden.
Proteste vor dem Gerichtssaal
Wie aufgeladen die Atmosphäre ist, zeigte sich vor dem Gerichtssaal. Dort demonstrierten rund 400 rechtsgerichtete Aktivisten mit israelischen Flaggen für den Angeklagten und forderten dessen Freilassung. Weil sie die Straße blockierten und sich mit der Polizei anlegten, wurden zwei Protestierer vorläufig festgenommen. Kulturministerin Miri Regev (Likud-Partei) erklärte noch während der Urteilsbegründung, sie werde sich für eine Begnadigung des 19-Jährigen einsetzen.
Bild: Der Angeklagte (in Uniform) heute im Gerichtssaal. Er erhielt Zuspruch von Familienangehörigen und Freunden. Foto: Miriam Alster / Flash 90
Kommentar
von Tommy Mueller
Der Prozess gegen den 19-jährigen Soldaten Elor A. ist Wasser auf die Mühlen der Israel-Feinde. Die sehen sich in ihren Vorurteilen bestätigt, dass Israel brutal gegen wehrlose Palästinenser vorgeht und diese „abschlachtet“. Das Video des Vorfalls in Hebron wurde weltweit von Israel- und Judenhassern bejubelt.
Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Israel geht hart gegen den Soldaten vor, der die Vorschriften verletzt hat. Das Militärgericht hat es sich in diesem Einzelfall nicht leicht gemacht, wie die achtmonatige Beweisaufnahme und die zweistündige Urteilsbegründung gezeigt haben. Das unterscheidet Israel von den Palästinensern: Deren Präsident Abbas erhebt die Mörder von jüdischen Zivilisten zu Märtyrern und benennt Straßen, Plätze und Schulen nach den Tätern. Das ist wahrhaftig Barbarei!
Dieses Video spielte im Prozess eine wichtige Rolle:
Hier unser Bericht über den Vorfall in Hebron:
Kopfschuss: Israelischer Soldat tötet „wehrlosen“ Terroristen