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Staatsprüfer kritisiert Israels Verhalten im Gaza-Krieg

JERUSALEM, 01.03.2017 (FJ) – Staatsprüfer Joseph Shapiro wirft der israelischen Regierung vor, die Gefahren durch die Terrortunnel der Hamas im Jahr 2014 unterschätzt zu haben. Der Prüfer hat am Dienstag seinen Bericht über die Durchführung des Gaza-Krieges und die Bedrohung durch unterirdische Gänge veröffentlicht. Darin werden sowohl politische als auch Sicherheitseinrichtungen wegen „großer Versäumnisse“ scharf kritisiert.

Shapiro kontrolliert im Auftrag des israelischen Parlaments die Regierung. Er wirft Premierminister Benjamin Netanjahu vor, sein Sicherheitskabinett unzureichend informiert zu haben. Der Staatskontrolleur fokussiert sich hauptsächlich auf die geheimen Tunnel der Hamas, die erst mit Beginn des Krieges zerstört wurden. Demnach hätten Ministerpräsident Netanjahu, der damalige Verteidigungsminister Mosche Ya‘alon und andere Eingeweihte schon länger über das Potential eines Angriffs der Hamas durch Tunnel gewusst.

Die Tunnel gelten als eines der effektivsten strategischen Werkzeuge der Hamas. Die Armee sei aber nicht ausreichend auf das Bedrohungsszenario vorbereitet gewesen. Wörtlich heißt es, das Sicherheitskabinett sei nur „im Allgemeinen und begrenzt“ informiert worden, was „unzureichend war, um die Schwere der Bedrohung deutlich zu machen und das notwendige Maß an Risikobewusstsein hervorzurufen“. Das Kabinett hingegen hätte nicht ausreichend Interesse an den Prognosen gezeigt, geschweige denn weitere Informationen von der Armee eingefordert.

Soldaten hätten spontan auf Tunnel reagieren müssen

Viele Verantwortliche im Sicherheitskabinett hätten erst kurz vor Beginn der israelischen Operation davon erfahren und damit keine Gelegenheit gehabt, angemessene Gegenmaßnahmen zu erarbeiten, so Shapira. Innerhalb der Armee seien zu wenige Ressourcen eingesetzt worden, um auf die Tunnel zu reagieren. Somit hätten die Soldaten an der Front aus dem Stegreif Lösungen finden müssen, um die Gänge zu zerstören.

Der neu veröffentlichte Bericht bringt Netanjahu in Schwierigkeiten. Oppositionsführer Herzog forderte den Premierminister zum Rücktritt auf. Dieser hingegen wies die Vorwürfe zurück und erklärte, der Einmarsch in das Gebiet vor drei Jahren sei ein Erfolg gewesen. Netanjahu betonte, das Kabinett sei gut informiert gewesen. Seine Regierung habe sich ausführlich mit der Bedrohung durch die Tunnel befasst.

 

Foto: Netanjahu und der frühere Verteidigungsminister Moshe Ya’alon bei einem Treffen mit dem Stabschef der Armee, 2014 (Flash90/Ariel Hermoni/Ministry of Defense)

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