Auf Bitte von Abbas: Israel kürzt Strom im Gazastreifen
JERUSALEM/GAZA, 14.06.2017 (FJ) – Das israelische Sicherheitskabinett hat beschlossen, die Stromversorgung im Gazastreifen weiter zu reduzieren – nachdem die Palästinenserbehörde selbst darum gebeten hat.
Der Gazastreifen gehört zu den Palästinensischen Autonomiegebieten. Die rund zwei Millionen Einwohner des bewohnten Küstenstreifens leben seit Jahren mit Stromausfällen. Derzeit verfügen die Bewohner über rund vier Stunden Strom am Tag. Jetzt soll die Stromversorgung um eine Dreiviertelstunde reduziert werden. Das einzige Kraftwerk vor Ort wurde vor zwei Monaten wegen Treibstoffmangels abgeschaltet.
Israel liefert einen Teil des Stroms nach Gaza. Bisher hat diesen die im so genannten Westjordanland sitzende Palästinenserbehörde von Mahmud Abbas bezahlt. Doch die Behörde will die Zahlungen stoppen und hat Israel gebeten, die Stromlieferungen einzuschränken. Abbas wolle damit Druck auf die im Gazastreifen herrschende Hamas ausüben, die mit seiner Fatah-Bewegung verfeindet ist. Die Hamas hatte vor zehn Jahren gewaltsam die alleinige Kontrolle im Gazastreifen an sich gerissen. Ein Streit, der auf den Schultern der Menschen im Gazastreifen ausgetragen wird.
Eskalation zwischen Hamas und Israel wird befürchtet
Experten vermuten, dass sich die humanitäre Lage im Gazastreifen folglich weiter verschlimmern könnte. Israelische Militär- und Sicherheitschefs hatten die Entscheidung des Sicherheitskabinetts unterstützt – trotz der Bedenken, wie die Hamas reagieren könnte. Die Terrororganisation hat in Folge der Entscheidung gewarnt, den Strom im Gazastreifen abzuschalten werde „zu einer Explosion führen“. Auch die südlichen Gemeinden in Israel sorgen sich, dass der Beschluss die Spannungen an der Grenze verschärfen könnte.
„[Die Entscheidung] wird die Verschlechterung der aktuellen Situation und eine Eskalation im Gazastreifen beschleunigen“, betonte ein Sprecher der Hamas. Israel und die palästinensische Autonomiebehörde seien verantwortlich für die katastrophale Gesundheits- und Umweltsituation in Gaza. Die Palästinenserbehörde reagierte umgehend: „Wir erneuern den Aufruf an die Hamas-Bewegung, uns sämtliche Verantwortlichkeiten der Regierungsinstitutionen in Gaza zu übergeben, damit die palästinensische Regierung den Menschen in Gaza die beste Unterstützung bieten kann“, erklärte ein Sprecher der Autonomiebehörde.
Israels Premierminister Benjamin Netanjahu betonte, man wolle keinen weiteren Gazakrieg und „jede andere Auslegung ist schlichtweg falsch“. „Es ist wichtig zu verstehen, dass das Stromproblem an einem internen Streit zwischen der Hamas und der Fatah liegt“, so Netanjahu. Israel brauche keinerlei Sicherheitsbedenken zu haben. „Unsere Sicherheitspolitik hat sich nicht geändert.“
Foto: Flash90