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Trauer um eine ehrliche Nahost-Expertin

JERUSALEM / BERLIN, 08.10.2017 (US/TM) – Die bekannte Israel-Kennerin und Politologin Sylke Tempel (54, Foto) ist tot. Beim Sturm „Xavier“ war in Berlin ein Ast vor ihr Auto gekracht. Als sie ausstieg, um ihn zu beseitigen, riss der Sturm einen Baum um, der auf sie stürzte. Sie war sofort tot. Zwei weitere Frauen wurden verletzt. Das Unglück geschah, als sie von einer Veranstaltung mit Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) heimkehrte.

Tempel hat zeitweilig in Israel gelebt und war als Expertin gefragt. Sie wurde 1963 in Bayreuth geboren, studierte Geschichte, Politische Wissenschaften und Judaistik. Nach ihrer Promotion wurde sie Nahostkorrespondentin der Woche, später Redakteurin der Jüdischen Allgemeinen. Sie veröffentlichte zahlreiche Bücher, zumeist für den Rowohlt-Verlag, zuletzt erschienen „Israel. Reise durch ein altes, neues Land“ (2008), „Die Tagesschau: Das große Deutschlandbuch“ (2010) und „Freya von Moltke: Ein Leben. Ein Jahrhundert“ (2011).

Gegen deutsche Ratschläge

Sie war eine der wichtigsten deutschen Stimmen, wenn es um internationale Politik ging. Sie trat im „Presseclub“ vom WDR auf, in der „Kulturzeit“ von 3sat und in etlichen anderen Fernsehtalkshows. Hauptberuflich arbeitete Sylke Tempel für die Zeitschrift Internationale Politik, die von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) herausgegeben wird.

Die Journalistin wehrte sich gegen die in Deutschland üblichen Ratschläge an die Regierung in Jerusalem: „Jeder Regionalzeitungskommentator an seinem bombensicheren Schreibtisch weiß, was der jüdische Staat zu tun hat, um den Konflikt mit den Palästinensern zu lösen: in erster Linie, auch nach wiederholten Selbstmordattentaten, Ruhe bewahren und den Gegner nicht reizen. Gewalt führt nur zu Gewalt. Und keine Mauern bauen. ›Wir Deutsche‹ wissen, wie viel Leid so etwas verursacht“, schrieb sie 2010 in der „Jüdischen Allgemeinen“.

Eine Strafe Gottes“

Radikale Muslime freuten sich über den Tod der Journalistin. Der Islam-Konvertit Martin Lejeune schrieb: „Sylke Tempel war eine Unterstützerin des zionistischen Kolonialisierung-Projektes in Palästina und der andauernden Vertreibung (Nakba) der Palästinenser – und eine Gegnerin der Türkei.“ Im Kurznachrichtendienst Twitter meldete der Aktivist: „Die Gebete der Muslime wurden erhört. Der Baum ist die Strafe Gottes für Sylke Tempel’s Taten. Die Gerechtigkeit Gottes siegt.“ Gegen den Berliner Autor liegt deshalb eine Strafanzeige wegen des Verdachts auf Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener vor.

Foto: Heinrich-Boell-Stiftung (2012)

Tweet als Hassinstrument.

Der umstrittene Tweet von Martin Lejeune.

 

 

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