zurück zu Aktuelles

Israelische Armee bestätigt Zerstörung eines Atomreaktors in Syrien

TEL AVIV, 21.03.2018 (FJ) – Die israelische Armee (IDF) hat nach zehnjährigem Schweigen offiziell bestätigt, für die Zerstörung eines Atomreaktors im September 2007 in Syrien verantwortlich zu sein. Laut der israelischen Armee wurde die Operation „Outside the Box“ in der Nacht zum 6. September 2007 nach langwierigen und komplexen Beobachtungen durchgeführt. Die Operation habe eine „nukleare Bedrohung gegen den Staat Israel und die gesamte Region beseitigt“, heißt es in der offiziellen Sondermeldung der IDF. Der Atomreaktor stand, nach Angaben der israelischen Armee, in der Region Deir ez-Zor, 450 Kilometer nördlich von Damaskus und befand sich kurz vor der Fertigstellung.

Zerstörung innerhalb drei Minuten

Laut der israelischen und amerikanischen Geheimdienste wurde der Reaktor zur Produktion von Plutonium als spaltbares Material für Atombomben errichtet. Die israelische Armee erklärte, dass mit Hilfe eines elektronisches Störsystems, das die Luftabwehr Syriens geblendet habe, acht Flugzeuge der israelischen Armee unentdeckt die etwa 800 Kilometer zu dem Atomreaktor fliegen und dort Tonnen von Sprengstoff auf das Ziel werfen konnten. Der Reaktor soll als landwirtschaftliche Farm getarnt gewesen sein. Innerhalb drei Minuten habe die israelische Armee den Meiler komplett zerstört.

 

Ein Pilot der IDF besteigt eines der Flugzeuge, das an der Operation beteidigt war / Israel Defense Forces

Ein Pilot der IDF besteigt eines der Flugzeuge, das an der Operation beteiligt war / Israel Defense Forces

Langjährige Planung der Operation

Die Planung der Operation „Outside the Box“, die auch unter dem Namen „Operation Orchard“ bekannt ist, soll Ende 2004 begonnen haben. Der militärische Nachrichtendienst habe zu dieser Zeit Informationen abgefangen, die darauf hinwiesen, dass der Bau eines Atomreaktors in Syrien geplant sei. Im April 2006 entdeckte die israelische Armee bei einer Analyse von Satellitenbildern eine Reihe verdächtiger Gebäude – unter anderem auch einen mysteriösen 20 Meter hohen Kubus in der Wüste, die die Annahme eines Reaktorbaus in Syrien verfestigten, teilte die israelische Armee mit. Daraufhin wurden verschärfte Beobachtungen angeordnet. Laut der israelischen Armee lieferte der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad im März 2007 sichere Beweisfotos, die den Bau des Reaktors bestätigten. In einem Geheimdienstbericht schrieb die Forschungsabteilung der israelischen Armee „Syrien baut mit Hilfe von Nordkorea auf syrischem Territorium einen Kernreaktor für die Produktion von Plutonium, der nach einer [ersten] Bewertung in etwa einem Jahr einsatzbereit sein wird. Nach unserer Einschätzung ist der Bau geheim und dazu bestimmt, eine Atomwaffe zu bauen“.

 

Ausschnitt des Geheimdienstberichtes von 2007 / Israel Defense Forces

Ausschnitt des Geheimdienstberichtes von 2007 / Israel Defense Forces

Unter strengster Geheimhaltung wurde daraufhin die Durchführung der Operation geplant. Da der Angriff auf die Atomanlage einen Krieg hätte auslösen können, wurden nur wenige hochrangige Armeeoffiziere kurze Zeit vor der Operation über die Durchführung informiert, um ihre Truppen in Alarmbereitschaft zu versetzen. Auch die vereinigten Staaten seien über den Bau des Reaktors und die Operation informiert worden, heißt es in den Dokumenten der israelischen Armee.

 

Satellitenbild des Atomreaktors / Israel Defense Forces

Satellitenbild des 20 Meter hohen Kubus / Israel Defense Forces

Bekanntgabe kann als Warnung verstanden werden

Es ist das erste Mal, dass Israel offiziell eine solche Operation bestätigt. Israel hatte seine Beteiligung an der Operation „Outside the Box“ in der Vergangenheit streng geheimgehalten und Veröffentlichungen im Ausland weder dementiert noch bestätigt. Unklar ist, weshalb die israelische Armee die Informationen zum Angriff freigegeben hat. Der ehemalige UNO-Botschafter Ron Prosor, der als Generaldirektor des israelischen Außenministeriums in die Vorbereitungen eingeweiht war, erklärte, dass die jetzigen Veröffentlichungen eine Botschaft an den Iran sein könnte. In einer Stellungnahme zur Operation „Outside the Box“ sagte IDF-Stabchef Gadi Eisenkot: „Die Nachricht von dem Anschlag auf den Reaktor im Jahr 2007 ist, dass Israel den Aufbau einer Möglichkeit, die die Existenz des Staates Israel bedroht, nicht akzeptieren wird […] Das war die Botschaft 2007. Und das ist die Botschaft an unsere Feinde für die Zukunft“.

 

Youtube-Video der IDF: Stellungnahme von IDF-Stabchef Gadi Eisenkot

Titelbild: Das Foto zeigt eine Satellitenaufnahme des zerstörten Atomreaktors
Quelle: Wikimedia Commons

Weitere News aus dem Heiligen Land