Erneut Tote und Verletzte an der Grenze zu Gaza
GAZA / JERUSALEM, 06.04.2018 (FJ) – Bei gewaltsamen Protesten am Gazastreifen hat es bis zum Abend neun Tote und mehrere Hundert Verletzte gegeben. 25 Verletzte sind nach palästinensischen Angaben in kritischem Zustand. Laut der Terrororganisation Hamas handelt es sich bei den Toten um Männer aus Gaza, die von israelischen Soldaten erschossen wurden. Das Gesundheitsministerium in Gaza teilte am Abend mit, unter den Toten sei ein 16 Jahre alter Junge. Zwölf Frauen und 48 Minderjährige seien verletzt worden. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Tausende Autoreifen brennen
Am „Kautschuk-Freitag“ kam es nach dem muslimischen Freitags-Gebet wie angekündigt zu Massen-Demonstrationen. Palästinensische Randalierer verbrannten an fünf Orten im Gazastreifen mehrere Tausend Autoreifen. Trotz schlechter Sicht wegen beißendem Rauch gelang es der israelischen Armee (IDF) dennoch, Demonstranten davon abzuhalten, den Grenzzaun zu überwinden oder zu beschädigen. Auch Versuche, Molotowcocktails und Sprengstoff in Richtung Israel zu werfen, konnten laut Armee vereitelt werden. Die Soldaten setzten Tränengas und Gummigeschosse, aber auch scharfe Munition ein.
Die IDF benutzte große Ventilatoren, um den giftigen Rauch in Richtung Gaza zurück zu blasen und israelische Landwirtschaftsbetriebe vor Schäden zu schützen. An den heutigen Demonstrationen beteiligten sich laut Armee knapp 20.000 Palästinenser, deutlich weniger als in der vergangenen Woche.
Der israelische Militärsprecher, Oberstleutnant Jonathan Conricus, erklärte, die Organisatoren der Hamas versuchten Demonstranten als Ablenkung zu nutzen, um „den Zaun zu öffnen und dann Terroristen nach Israel einzuschleusen“. Conricus sagte, Scharfschützen würden „sparsam“ und nur gegen diejenigen eingesetzt, die eine „erhebliche Bedrohung“ darstellten.
Millionen von Märtyrern
Die Hamas gab ihren Mitgliedern Anweisungen, ihre Gesichter zu bedecken, um es für Israel schwieriger zu machen, sie zu identifizieren. Außerdem sollten sie keine Mobiltelefone mitführen.
Der Hamas-Führer Yahya Sinwar, der an einer der Demonstrationen teilnahm, wurde dort wie ein Held willkommen geheißen. Er war von Hunderten von Anhängern umgeben, die skandierten: „Wir gehen nach Jerusalem, Millionen von Märtyrern.“
Zu den Freitags-Demonstrationen hatte – wie schon vor einer Woche – die Hamas-Terrororganisation aufgerufen, die im Gazastreifen die Regierung stellt. Ihr Ziel ist nach eigenen Angaben die Beseitigung der Grenze und die „Befreiung Palästinas“ – für die Islamisten gleichbedeutend mit der Vernichtung Israels.
Bild oben: Riesige Rauchschwaden an der Grenze zum Gazastreifen. Foto: Hadas Parush / Flash 90