Palästinenser zünden Grenzübergang Kerem Schalom an
von Ulrich W. Sahm
KEREM SCHALOM / JERUSALEM, 13.05.2018 – Palästinensische Randalierer haben den Grenzübergang Kerem Schalom zwischen Israel und dem Gazastreifen zerstört. Fließbänder, Sicherheitskameras und vor allem der Terminal für Benzin, Dieselöl und Kochgas wurden verbrannt und zerschlagen. Die den Gazastreifen kontrollierende Hamas-Organisation wollte nicht einzugreifen, angeblich „um Blutvergießen zu verhindern“. Nun verkündete Israel, den Übergang aus Sicherheitsgründen „bis auf weiteres“ zu schließen. Derzeit können keinerlei Waren mehr in den Küstenstreifen mit etwa zwei Millionen Einwohnern transportiert werden, nicht einmal lebensnotwendige Medikamente oder Nahrungsmittel.
Einst lebhafter Austausch
Die mutwillige Zerstörung der Grenzübergänge durch die Islamisten der Hamas hat eine lange Geschichte. Bis zum Ausbruch der zweiten Intifada im Herbst 2000 wechselten täglich Zehntausende Palästinenser aus Gaza zur Arbeit nach Israel. Doch wegen Selbstmordattentaten und anderer Terroranschläge sperrten die Israelis ihre Grenze. Nahe dem bis heute bestehenden Erez-Übergang für Diplomaten, Journalisten und palästinensische Patienten auf dem Weg zu Krankenhäusern in Israel gab es bis 2004 ein blühendes gemeinsames Industriegebiet. Israelische Investoren und Produzenten hatten dort Werkstätten errichtet, in denen Tausende Palästinenser aus dem Gazastreifen Arbeit fanden. Der Hamas wart diese Kooperation mit den Israelis ein Dorn in Auge. Sie beschoss die 183 Betriebe mit Raketen und sorgte für eine Schließung des Industrieparks. 5.000 Palästinenser wurden arbeitslos. Nachdem beobachtet worden war, wie Jassir Arafat 2004 mit seinem Privatjet mehrmals in der Woche illegal Waffen nach Gaza transportiert hatte, wurde der Dahanijah-Flughafen von Israel zerstört. Ägypten hält seinen Grenzübergang in Rafah an der elf Kilometer langen gemeinsamen Grenze seit 2007 verschlossen. Der Hafen von Gaza ist gesperrt, weil die Israelis keine Möglichkeit sahen, den Waffenschmuggel durch Frachtschiffe zu unterbinden.
Raketenangriff auf Christen
Auch auf den Grenzübergang Erez gab es mehrere Anschläge. Einmal warteten hunderte Christen in einem Saal am Erez-Übergang, nachdem Israel ihnen eine Sondergenehmigung für die Einreise zu Weihnachten gegeben hatte. Eine Rakete der Hamas durchschlug das Dach, explodierte aber nicht. Dieser Anschlag hätte den wenigen verbliebenen Christen im Gazastreifen das Leben gekostet.
Warenterminal Karni
Der riesige Terminal Karni war zunächst der einzige Weg, Waren von und nach Gaza zu transportieren. Treibstoffe und andere Flüssigkeiten wurden durch „Löcher“ in der Betonwand gepumpt, indem Lastwagen auf beiden Seiten vorfuhren. Die Lastwagenfahrer konnten sich nicht sehen, sondern kommunizierten per Telefon. Für den Transport von Weizen gab es Fließbänder und gepanzerte Schleusen für anderen Warenverkehr. Doch die Hamas griff diesen Terminal mit Autobomben, Selbstmordattentätern und Raketen an. Weil die Israelis nicht mehr die Sicherheit ihrer Mitarbeiter garantieren konnten, wurde Karni 2011 geschlossen. Die Hamas wollte die Schließung von Karni aus wirtschaftlichen Gründen. Damals gab es noch die Schmugglertunnel zwischen dem ägyptischen Sinai und dem Gazastreifen. Die Hamas zog dort Zölle ein, was sie bei den aus Israel importierten Waren nicht tun konnte.
Kerem Schalom
Der letzte Warenterminal zwischen Israel und Gaza, in Kerem Schalom, nahe der ägyptischen Grenze ganz im Süden des Gazastreifens, wurde 2010 für 20 Millionen Euro eingerichtet. Als er fertig war, rumpelten täglich bis zu 900 Lastwagen und schwere Sattelschlepper über die engen Landstraßen. Auf Israels Autobahnen konnte man lange bewachte Konvois mit arabischen Kennzeichen aus Jordanien und Qatar sehen, währende einige mit türkischen Flaggen geschmückt waren. So gelangten Spenden aus der arabischen Welt in den Gazastreifen. Die Lieferungen gingen sogar während der Militäroperationen, den sogenannten „Gaza-Kriegen“ 2009 und 2014, weiter. Israel lieferte Strom, obgleich die Hamas mit Raketen das Rutenberg-Kraftwerk bei Aschkelon beschossen hat und mehrere Masten von Hochspannungsleitungen zerstörte.
Doch nachdem jetzt randalierende Palästinenser aus dem von der Hamas-Terrororganisation kontrollierten Gazastreifen mit Kerem Schalom den letzten verbliebenen Warenübergang eigenhändig zerstört haben, weiß zur Zeit niemand, auf welchem Weg künftig die Bewohner des Küstenstreifens versorgt werden können.
Bild: Der brennende Grenzübergang. Es entstand ein Schaden in Höhe von mehreren Millionen Euro. Foto: IDF