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Schweizer „Beobachter“ ohrfeigt jüdischen Jungen in Hebron

HEBRON, 13.07.2018 (TM) – Die Schweiz hat sich am Freitag offiziell bei der jüdischen Gemeinschaft in Hebron entschuldigt. Zuvor hatte dort ein Mitglied der Internationalen Beobachtergruppe TIPH einen jüdischen Jungen geohrfeigt. In einem Brief des Schweizer Botschafters in Israel, Jean-Daniel Ruch (55) heißt es: „Das Verhalten dieses TIPH-Mitglieds ist völlig unakzeptabel. Ich erwarte von den TIPH-Mitgliedern, dass sie unter allen Umständen die Nerven behalten.“ Der Botschafter entschuldigte sich für den Vorfall. Die betroffene Person werde das Land noch heute verlassen.

Streit mit Bewohnern im jüdischen Viertel

Israelischen Medienberichten zufolge hatten Mitglieder der TIPH am Mittwoch an einer Tour durch Hebron teilgenommen, die von der israelfeindlichen Gruppierung „Breaking the silence – Das Schweigen brechen“ organisiert worden war. Während dieser Tour besuchten die TIPH-Beobachter den jüdischen Stadtteil Tel Rumeida und gerieten dort in eine Auseinandersetzung mit den Bewohnern. Im Verlauf dieses Streites verpasste der Schweizer dem zehn Jahre alten Jungen eine Ohrfeige. Der Vorfall wurde aufgezeichnet und veröffentlicht. Botschafter Ruch erwähnt in seinem Entschuldigungsbrief, der Ohrfeige seien „Provokationen von Seiten der Siedler“ voraus gegangen.

Größte palästinensische Stadt

Hebron ist die größte palästinensische Stadt im sogenannten Westjordanland. Sie liegt 30 Kilometer südlich von Jerusalem und hat mehr als 200.000 Einwohner, darunter – streng abgeschirmt in vier Gebieten – etwa 850 Juden. Die bedeutendste Sehenswürdigkeit Hebrons ist die Höhle Machpela, in der sich der Überlieferung nach die letzten Ruhestätten der drei Erzväter Abraham, Isaak, Jakob und ihrer Frauen Sara, Rebekka und Lea befinden.

TIPH ist eine zivile Beobachtermission in Hebron. Sie wird von fünf Staaten finanziert: Italien, Norwegen, Schweden, Türkei und Schweiz. Die Organisation berichtet über Verstöße gegen die Vereinbarungen zwischen der Palästinensischen Autonomiebehörde und Israel sowie über Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht und internationale Menschenrechtsgesetze. TIPH stellt seine Ergebnisse den fünf beitragenden Ländern sowie der Palästinensischen Autonomiebehörde und der Regierung Israels zur Verfügung. Die Beobachter wollen nach eigenen Angaben durch ihre Anwesenheit „den Palästinensern in Hebron ein Gefühl der Sicherheit vermitteln.“ Tatsächlich fühlen sich eher die jüdischen Einwohner der uralten Stadt bedroht, die von mehreren hundert Soldaten beschützt werden müssen.

Brennpunkt des Konflikts

Hebron ist ein Brennpunkt des Nahostkonflikts, in dem es immer wieder zu kleineren und größeren Zwischenfällen kommt. In der spannungsgeladenen Stadt kann schon ein kleiner Funke eine große Explosion auslösen. Dem Schweizer Botschafter Ruch ist das bewusst. Er schreibt in seinem Brief: „Es ist zwingend erforderlich, dass die wechselseitigen Beziehungen zwischen dem TIPH-Personal und den Siedlern respektvoll ablaufen und die Provokationen aufhören.“

Bild: Beobachter der TIPH helfen einem Palästinenser in Hebron bei der Zubereitung von Süßigkeiten (Archivbild). Foto: Najeh Hashlamoun / Flash90

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