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Terroropfer Kay Wilson: Gebt die Hoffnung niemals auf!

von Deborah Karrer

JERUSALEM, 16.07.2018 – Die neu erschienene Dokumentation „Black Forest” zeigt die dramatische Geschichte Kay Wilsons, einer 54-jährigen Israelin britischer Abstammung, die vor acht Jahren mit 13 Messerstichen und tot geglaubt in den Jerusalemer Wäldern von zwei palästinensischen Terroristen zurückgelassen wurde. Ihr außergewöhnlicher Lebenswille und die Kraft, trotz des Erlebten nicht die Hoffnung aufzugeben, hat bislang schon viele Menschen bewegt. Heute ist die ehemalige Reiseführerin oftmals als Motivationssprecherin eingeladen und setzt sich weltweit für Terroropfer ein. Wilson, die auf Grund der Attacke starke gesundheitliche und psychische Schäden erlitten hat, berichtete, dass der Filmdreh ihr bei der Aufarbeitung der Ereignisse geholfen habe.

Mit 13 Messerstichen zurückgelassen

An einem sonnigen Dezembertag im Jahr 2011 machten sich Wilson und ihre Freundin Kristine Lukens, welche sie auf einer Tour in Polen kennengelernt hatte, auf, um gemeinsam die Wälder um Jerusalem herum zu erkunden. Lukens, ein Mitglied der Organisation CMJ für christlich-jüdische Beziehungen, war auf Besuch in Israel. An einem Aussichtspunkt wurden die beiden Frauen von zwei arabischsprechenden Männern angehalten und um Wasser gebeten. Als Wilson ihnen auf Hebräisch antwortete, griffen die Männer sie an und fesselten sie an Händen und Füßen. Wilson musste hilflos dabei zusehen, wie Lukens weniger als zwei Meter von ihr entfernt zu Tode erstochen wurde. Einer der Terroristen nahm Wilson die Halskette mit dem Davidstern ab und begann an eben dieser Stelle auf sie einzustechen. „Zwölf Mal stochen sie mit ihren Macheten auf uns ein zu einem ‚Allahu Akhbar’ Gesang, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ.”, erinnert sich die 54-Jährige: „Kristine schrie ‚Jesus’ und ich winselte das ‚Shema Israel’”. Im Bruchteil einer Sekunde entschied Wilson sich totzustellen. Dieser Einfall sollte ihr am Ende das Leben retten. Der letzte Stich jedoch verfehlte ihr Herz um nur vier Millimeter. Nachdem die Männer sich aus dem Staub gemacht hatten, kämpfte sie sich auf die Beine und lief einen ganzen Kilometer, bis sie auf eine israelische Familie stieß, die unverzüglich den Notruf absetzte.

Hoffnung trotz Terrortrauma

Trotz des Traumas ist Wilson heute nicht verbittert. Die ihr oft gestellte Frage „Wo war Gott?” nennt sie eine „unlogische Schlussfolgerung.” Sie kontert mit der Gegenfrage: „Wo war der Mensch? Wie können Menschen das einander antun?” Anstatt sich auf die Grausamkeiten zu konzentrieren, ist Wilson dankbar für all die Freundlichkeit, die ihr Menschen seit diesem schicksalhaften Dezembernachmittag entgegengebracht hatten. In der Dokumentation formuliert sie es mit den Worten: „Nicht Bösartigkeit, sondern Freundlichkeit rührt mich zu Tränen. Ich will ihnen nicht das Privileg geben, mich zum Weinen zu bringen.”

Bild: Kay Wilson erklärt jungen Israelis, was es in den Wäldern zu sehen gibt. Foto: Miriam Alster / Flash90

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