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Israel droht Krokodil-Plage

von Ulrich W. Sahm

JERUSALEM, 13.08.2018 (FJ) – Hunderte Krokodile sind in einer verlassenen Farm im Jordantal gestrandet, nachdem der Unternehmer Gadi Biton sie im Stich gelassen hat. Er wollte ihre Haut für die Lederherstellung verkaufen. Doch 2012 wurde ein Gesetz verabschiedet, das Krokodile unter Artenschutz stellt. Deshalb dürfen sie nicht getötet werden, um ihr Fleisch und die kostbaren Häute zu verkaufen.
Ursprünglich hatte Biton Ende der 1990er Jahre einige Krokodile in die Siedlung Patzael im Jordantal, nahe der Durchgangsstraße 90 nördlich von Jericho, gebracht. Sie dienten als Touristenattraktion. Doch wegen palästinensischer Gewalt in der Region blieben die Besucher fern. Wegen des Gesetzes konnte sich der Unternehmer der Tiere nicht mehr entledigen. Versuche, sie nach Zypern zu exportieren, scheiterte am Widerstand der Bewohner dort.
„Tausend Krokodile und keine Lösung“
Jetzt ist die Farm verlassen, während die Raubtiere auf einer Lagune in der Sonne faulenzen.
David Elhayani, Leiter des Regionalrats im Jordantal befürchtet das Schlimmste: „Ein Krokodil kann über 100 Jahre alt werden. Hier auf der Farm gibt es große und kleine Krokodile, das heißt, es schlüpfen immer neue Krokodile. In fünf Jahren haben wir vielleicht tausende Krokodile – und keine Lösung. Und wenn ein Krokodil es bis in den Jordan schafft und wir dann einen internationalen Zwischenfall am Grenzfluss haben, dann wacht vielleicht jemand auf und versucht, eine schnelle Lösung für dieses Problem zu finden. Aber einfach wird das nicht“. Am Unterlauf des Jordans gibt es beiderseits der Grenze, auf der jordanischen wie auf der israelischen Seite, eine vielbesuchte „Taufstätte Jesu“, wo christliche Pilger hinab zum Jordan steigen, um sich taufen zu lassen. Vor einigen Jahren entkamen 70 Krokodile. Ihr Schicksal war jedoch nach einer dreitägigen Jagd besiegelt. Versorgt werden sie heute von einem Tierpfleger, der ihnen einmal in der Woche tote Hühner als Futter bringt. Die Tiere auf die große Krokodilfarm „Crocoloco“ in der Arava-Wüste umzusiedeln, ist auch keine Option. Auf Nachfrage von Fokus Jerusalem erklärte die Leiterin, Orit Kubbi, es sei zu teuer, neue Gehege für mehrere Hundert Krokodile zu bauen. Sie wären mit den fast 2.000 eigenen Krokodilen bereits gut ausgelastet.
Militär mit Lösung beauftragt
Jetzt muss das israelische Militär eine „praktische Lösung“ für die Krokodilplage finden. Denn die Siedlung mit der verlassenen Krokodilfarm liegt in dem von Israel kontrollierten Teil des Westjordanlandes. Dort gilt die als „Zivilverwaltung“ bezeichnete militärische Besatzung. Sie ist auch für alle zivile Belange verantwortlich. Die Militäreinheit „COGAT“ beklagt die mangelnde Kooperation des Farmbesitzers und hat vorerst noch keine Lösung gefunden.

Foto: Diese Nil-Krokodile sind Touristenmagnet auf der Crocoloco Farm in der Arava-Wüste. Quelle: Fokus Jerusalem.

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