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Unruhige Nacht in Israel und Gaza

von Ulrich W. Sahm

GAZA / JERUSALEM, 17.10.2018 – In der Nacht zum Mittwoch explodierte eine Rakete der Hamas in Beer Sheva, einer Stadt im Süden Israels, und zerstörte ein zweistöckiges Haus. Durch die Druckwelle entstanden auch Schäden an benachbarten Häusern. Es stellte sich heraus, dass es sich um eine 220 mm-Rakete aus Eigenbau der Hamas handelte, die in etwa 20 Kilogramm Sprengstoff enthielt. In dem Haus wurden fünf Menschen leicht verletzt. Nach dem Sirenenalarm um 3:30 Uhr hatte die in dem zerstörten Haus lebende Mutter gerade noch rechtzeitig ihre Kinder aus den Betten geholt und in den Sicherheitsraum im ersten Stockwerk bringen können. In der Eile ist die Mutter gefallen und hat sich verletzt.

Wegen des Raketenangriffs auf die Stadt wurde beschlossen, dass am Mittwoch der Schulunterricht ausfallen werde. Als sofortige Reaktion hat das israelische Militär mehrere „terroristische“ Ziele im ganzen Gazastreifen aus der Luft angegriffen. Über Opfer und das Ausmaß der Schäden im Gazastreifen ist am frühen Morgen noch nichts bekannt.

Liberman: „Wir müssen Hamas einen schweren Schlag versetzen“

Der israelische Verteidigungsminister Avigdor Liberman hatte am Dienstag angekündigt der Hamas einen „schweren Schlag“ zu versetzen, um die seit Monaten andauernden Proteste tausender Palästinenser entlang der Grenze endgültig zu beenden. Die palästinensischen Demonstranten stürmten fast täglich den Grenzzaun. Ebenso wurden Luftballons oder mit Helium gefüllte Kondome mit dem steten Wind über die Grenze nach Israel geschickt. Daran angehängte Brandsätze und sogar Handgranaten verursachten umfassende Brände in Feldern und Wäldern. Ebenso gefährdeten sie Kinder, wenn die sogenannten Feuerballone in Kindergärten oder auf Balkons landeten.

Im Kabinett muss Liberman mit erheblichem Widerstand rechnen. Die Regierung hatte bislang keinen militärischen Plan entwickelt, um den täglichen Angriffen entlang der Grenze ein Ende zu bereiten. Die grenznahe israelische Bevölkerung klagt über ein „unerträgliches Leben“ nicht nur wegen ständigem Beschuss, sondern auch aufgrund der giftigen Rauchschwaden infolge des Verbrennens von Autoreifen. 

Alle Versuche Waffenstillstand auszuhandeln sind gescheitert

Zahlreiche Versuche, darunter der UNO, der Ägypter und des Diplomaten Nikolay Mladenov, einen Waffenstillstand auszuhandeln, sind derweil gescheitert. Israels Generalstabschef Gadi Eisenkott hält sich zur Zeit in Washington auf, wo es zu einem erstmaligen offenen Treffen mit arabischen Militärchefs kam. Eisenkott hat angekündigt, wegen der aufgeheizten Lage im Gazastreifen einen Tag früher als geplant nach Israel zurückzukehren.

Weiter wurde im Rundfunk gemeldet, dass Israel die beiden verbliebenen Grenzübergänge zum Gazastreifen geschlossen habe. Über Erez im Norden wird vor allem medizinische Versorgung geliefert. Über Kerem Schalom im Süden wurde in den vergangenen Tagen von Katar finanziertes Öl zur Stromherstellung im Gazastreifen mit Lastwagen transportiert. Israel hatte die Transporte gegen den Willen des palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas durchgelassen. Dieser hat einen Boykott gegen den Gazastreifen ausgerufen, solange die Hamasorganisation sich weigert, die Macht an die Autonomiebehörde zu übergeben.

Bild: Raketenangriff aus dem Gazastreifen am 9 Juli 2014. Foto: Nati Shohat/Flash90

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