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Nach Mord an 17-Jähriger: Israel trauert – Islamisten feiern

von Tommy Mueller

JERUSALEM, 29.08.2019 – Der Mord an der 17 Jahre alten Rina Shnerb hat viele Israelis tief bewegt. Im Zentrum von Jerusalem versammelten sich junge Leute, beteten und zündeten Kerzen an. Die junge Frau war am Freitag bei der Explosion einer Bombe an einem beliebten Ausflugsziel in der Nähe der Stadt Modi’in ums Leben gekommen. Die Ermittlungen der Polizei ergaben, dass vermutlich palästinensische Terroristen dort einen Sprengsatz versteckt hatten. Er wurde ferngezündet, als Rina, ihr Bruder Dvir (19) und ihr Vater, der Rabbiner Eitan Shnerb (46) an der Wasserquelle rasten wollten.

Hamas: „Heldenhafte Operation“

Der Anführer der Terrorgruppe Hamas im Gazastreifen, Ismail Haniyeh, begrüßte den Anschlag und bezeichnete ihn als „heldenhafte Operation“. Er übernahm offiziell nicht die Verantwortung, lobte aber die Angreifer: „es ist egal, wer sie sind … sie sind Söhne Jerusalems und des Heiligen Landes.“ Auch ein Sprecher des Islamischen Dschihad freute sich über den gelungenen Terrorangriff: „Wir begrüßen den Angriff auf die Siedler in Ramallah. Es ist die natürliche Antwort auf das, was die Besatzungstruppen und die Siedlerbanden dem palästinensischen Volk antun.“ Laut Berichten der israelischen Armee wurden im Gazastreifen Süßigkeiten verteilt, um den Anschlag zu feiern. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte den Mord nicht, er gab keinerlei Stellungnahme dazu ab.

Mit Zitzit Blutung gestoppt

Mittlerweile hat sich der Zustand von Rabbi Eitan Shnerb und seines Sohnes Dvir verbessert. Beide wurden von der Intensivstation auf eine Pflegestation im Hadassah-Klinikum in Jerusalem verlegt. Vater Eitan hatte einen Bombensplitter in der Bauchdecke und zudem eine gebrochene Rippe. Wegen seiner Verletzung konnte er an der Beerdigung seiner Tochter nicht teilnehmen. Journalisten schilderte er die dramatischen Minuten des Anschlags: „Wir waren gerade dabei, zur Quelle hinab zu steigen. Da explodierte die Bombe. Ich habe in meinem Leben mehrere Bomben erlebt und bin gerettet worden, Gott sei Dank, aber diese hat uns erwischt. “ Um ihn herum sei alles schwarz geworden, er habe nach seinen Kindern gerufen. Der Rabbiner hat eine Ausbildung als Sanitäter. Als er seine Tochter sah, war im schnell klar, dass sie nicht mehr lebte. Sie hatte die volle Wucht der Explosion abbekommen. Sein Sohn blutete stark. Trotz seiner eigenen Verletzungen schafft es der 46-jährige, aus seinen Zitzit (Schaufäden) eine Aderpresse zu basteln und sie dem 19-jährigen Sohn anzulegen. Beide wurden kurz darauf mit einem Militärhelikopter in die Klinik geflogen. „Unsere Antwort an die Mörder ist: Wir sind hier, wir sind stark und wir werden uns durchsetzen.“

Interview am Krankenbett: Rabbiner Eitan Shnerb.

Rabbiner Eitan Shnerb im Krankenhaus. Er konnte seine Tochter nicht retten. Foto: Flash90

Die israelische Armee, Polizei und Geheimdienst suchen weiter nach den Terroristen. Es wird vermutet, dass eine gut organisierte Terrorzelle hinter dem Anschlag steckt. Mittlerweile wurden drei Palästinenser festgenommen. Inwieweit sie in den Mord verstrickt sind, ist unklar.

Bild: Gedenken an die ermordete Rina Shnerb im Zentrum von Jerusalem. Foto: Hodaya Kolman/TPS

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